Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) fordert die Länder auf, zügig mehr Medizinstudienplätze zu schaffen, da in den nächsten Jahren zehntausende Ärzte aus dem Beruf ausscheiden. „Dieses Defizit können wir nicht ausgleichen, indem wir ärmeren Ländern dort dringend benötigtes Fachpersonal abwerben“, sagte Lauterbach „Bild am Sonntag“.
„Wenn wir nicht die Zahl der Medizinstudienplätze um 5.000 erhöhen, werden wir die Babyboomer-Generation in naher Zukunft nicht mehr angemessen versorgen können.“ Auch eine Krankenhausreform mache „wenig Sinn, wenn uns für die Kliniken nachher die Ärzte fehlen“. Doch der Ausbau von Medizinstudienplätzen kommt in Deutschland kaum voran, wie eine eine Umfrage der „Bild am Sonntag“ in allen Bundesländern ergab. Einzig Bayern plant einen nennenswerten Aufwuchs: „In den kommenden Jahren“ sollen 2.700 neue Medizinstudienplätze entstehen, wie das Wissenschaftsministerium in München mitteilte. An der Universität Oldenburg soll perspektivisch von 120 auf 200 Studienplätze für Medizin aufgestockt werden. Die Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft gab an, dass an der Berliner Charité im Jahr 2023 genau 19 zusätzliche Medizinstudienplätze entstehen sollen – insgesamt wären es dann 658. Die meisten anderen Länder planen für dieses Jahr keinen Zuwachs. Auch der Marburger Bund warnt vor dem Mangel an Medizinstudienplätzen. Der geplante Zuwachs sei „nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagte Susanne Johna, Vorsitzende des Marburger Bundes. Mit Blick auf das sechsjährige Studium und mindestens fünf Jahren Facharztweiterbildung sagte Johna: „Selbst wenn man jetzt aufstockt, ist der Wettlauf gegen die Zeit kaum zu gewinnen.“ Dass die Länder sofort handeln müssen, fordert auch Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer: „Die Fakultäten haben aber Angst vor Qualitätsverlust in der Lehre, wenn sie immer mehr Studenten ohne zusätzliche Mittel ausbilden.“ Da das Medizinstudium für die Länder sehr teuer ist, schlägt Reinhardt vor, dass der Bund für den Ausbau von Medizinstudienplätzen Geld zuschießt. „Ein Euro vom Bund für jeden zusätzlichen Euro vom Land.“ Gesundheit, Pflege und ärztliche Betreuung seien für eine Gesellschaft des langen Lebens elementar, so Reinhardt.
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