Ex-Geheimdienstchefs sehen BND-Agenten in Russland gefährdet

Nach der Verhaftung eines hochrangigen Mitarbeiters des Bundesnachrichtendienstes (BND), der für Russland spioniert haben soll, befürchten ehemalige Geheimdienstchefs einen gravierenden Schaden für den BND und die Sicherheit Deutschlands. Hansjörg Geiger, der den BND in den neunziger Jahren leitete, sagte der „Welt am Sonntag“, er habe die Sorge, dass vom BND in Russland angeworbene Quellen gefährdet sein könnten.

„Das wäre ein immenser Schaden.“ Da der Hinweis auf den mutmaßlichen Verräter von einem westlichen Partnerdienst stamme, müsse eine Diskussion über die Bedeutung der Nachrichtendienste für die deutsche Sicherheitsarchitektur geführt werden. Sein Nachfolger im Amt des BND-Präsidenten, August Hanning, sagte, dass jeder Verratsfall eines leitenden Mitarbeiters ein Worst-Case-Szenario für einen Geheimdienst darstelle. Er sei aber sicher, „dass Präsident Bruno Kahl die notwendigen Entscheidungen zur Aufklärung und Schadensbegrenzung professionell trifft“.

Da sich der BND um Geheimhaltung bemühe, sei wenig über den Fall bekannt. „Gleichwohl lassen die bisher öffentlich bekannt gewordenen Fakten folgenden Schluss zu: Es ist schwer vorstellbar, dass ein Mann in der Position und im Rang eines Obersts der Bundeswehr vom russischen Geheimdienst angeworben werden kann.“ Aus den Erfahrungen mit der Arbeitsweise russischer Dienste und der Rekrutierung von Quellen in westlichen Nachrichtendiensten sei es sehr wahrscheinlich, dass der Mitarbeiter bereits als junger Mann von den Russen angesprochen und gezielt als spätere Topquelle aufgebaut worden sei. Der Geheimdienstkoordinator der Ära Merkel, Günter Heiß, sieht in Russlands Präsidenten eine große Gefahr für Deutschlands Sicherheit.

„Putin spielt auf der Klaviatur der hybriden Kriegsführung. Dazu gehören etwa geheimdienstliche Operationen, Desinformations- und Cyberattacken. Er will den Westen maximal destabilisieren“, sagte er. Putin sehe seine Diktatur nicht durch die NATO, sondern die freiheitliche Lebensweise des Westens bedroht.

Foto: Bundesnachrichtendienst [dts]

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