Wegen Kursverlusten bei von ihnen gehaltenen Anleihen im Zuge der Zinswende erwarten Sparkassenvertreter und Bankenaufseher weitere hohe Abschreibungen. „Die Bewertungseffekte lassen sich noch schwer beziffern. Sie dürften etwa in Höhe eines Jahresergebnisses liegen“, sagte Ludger Weskamp, Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes OSV, der „Welt am Sonntag“.
Vor wenigen Tagen hatte sich die Sparkasse Zwickau wegen hoher Abschreibungen auf Wertpapiere von ihrem Vorstandsvorsitzenden getrennt. Mit Schieflagen im Verband rechnet Weskamp jedoch nicht: „Die ostdeutschen Sparkassen haben ausreichend Eigenkapital für die Übergangsphase und werden weiter ihren Beitrag für die Kommunen leisten“, sagte er. Auch die Bundesbank rechnet mit weiteren Belastungen. „Die höheren Zinsen führen nicht nur zu höheren Erträgen, sondern auch zu höheren Verlustrisiken. Das müssen die Banken in ihrer Gesamtheit im Blick haben“, sagte der für Bankenaufsicht zuständige Vorstand Joachim Wuermeling dem Bericht zufolge. Schon im ersten Halbjahr 2022 hätten Kursverluste bei Anleihen zu erheblichen Abschreibungen geführt und stille Bewertungsreserven weitgehend abschmelzen lassen. „Der Trend hat sich im zweiten Halbjahr fortgesetzt“, sagte Wuermeling. Angaben aus Finanzkreisen, nach denen jede fünfte Bank Abschreibungen in Höhe von mehr als fünf Prozent ihres Eigenkapitals vornehmen musste, wollte er nicht explizit bestätigen. Wuermeling mahnte jedoch zur Vorsicht: „Mit jedem weiteren Zinsschritt wird die Belastung größer. Zudem bleibt die geopolitische Unsicherheit hoch. Ich fürchte, dass einige Institute dieses Szenario unterschätzen“, sagte er. Er erwarte keine Krise, aber die Institute sollten Vorsorge bilden. Der Aufseher riet deshalb dazu, auf Ausschüttungen an die Eigentümer zu verzichten. „Es ist gerade jetzt wichtig, dass das Kapital in den Banken bleibt und gestärkt wird“, sagte er.
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