Der niederländische Finanzkonzern ING plant eine Expansion des Geschäftes in Deutschland. „Wir setzen in Deutschland wieder verstärkt auf Kundenwachstum und peilen die Marke von zehn Millionen Privatkunden für 2025 an“, sagte Konzernchef Steven van Rijswijk der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstagsausgabe).
Derzeit hat ING in Deutschland etwa neun Millionen Kunden. Dazu seien auch Akquisitionen denkbar. „Wir sind eher an lokalen als an internationalen Instituten interessiert. Solche Institute könnten wir auch viel leichter integrieren“, sagte van Rijswijk.
Es gebe in Deutschland mehr Banken als in jedem anderen Land in Europa. Der Aufwand für die Sicherheit von Daten und die Herausforderung durch Cyber-Kriminelle werde immer größer, dazu kämen hohe Investitionen in die Digitalisierung und das mobile Banking. „Es ist deshalb für kleinere Banken schwierig, alleine zu überleben. Das könnte zu einer lokalen Konsolidierung führen. Und das werden wir uns auf jeden Fall anschauen“, sagte der ING-Konzernchef.
ING galt auch vor längerem mal als Interessent an der Commerzbank. Der Konzern habe den Vorteil, dass man von Anfang an digital gewesen sei. „Wir hatten in Deutschland nie Filialen, wir müssen deshalb unser Geschäftsmodell auch nicht mühsam ändern“, sagte van Rijswijk.
Auch Corona habe ein wenig geholfen: Die Kunden nutzten seitdem noch stärker digitale und mobile Kanäle, um ihre Bankgeschäfte zu erledigen. ING plane weiterhin nicht, Filialen in Deutschland zu eröffnen. Zur hohen Inflation in Europa sagte der Bankchef: „Ich glaube, die Lage wird sich bald wieder normalisieren und die Inflationsrate wird sich 2024 an wieder in Richtung zwei Prozent bewegen.“ Er mahnte eine langsamere Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) an: „Die EZB muss sehr auf die unterschiedlichen Entwicklungen in den EU-Ländern achten. Klar ist: Die EZB muss jetzt ganz genau das Tempo der Zinserhöhungen dosieren. Ich hoffe und glaube, sie wird nun langsamer vorgehen.“
Foto: ING-Bank [dts]