Städte und Gemeinden in Deutschland rechnen mit enormen Herausforderungen durch die ab Januar geltende Wohngeldreform. Bei der Umsetzung des Gesetzes drohe „ein Kollaps des Wohngeldsystems bis weit in das kommende Jahr hinein“, sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, der „Welt am Sonntag“.
Eine auch nur annähernd ausreichende Ausstattung der Wohngeldstellen mit qualifiziertem Fachpersonal sei bis Januar nicht erreichbar. „Wir rechnen damit, dass es zu Verzögerungen der Wohngeldbearbeitung und damit auch bei der Auszahlung bis Mitte 2023 kommen wird“, so Landsberg. Einzelne Kommunen rechnen zum jetzigen Stand mit zweieinhalb bis fünfmal so hohen Antragszahlen wie bisher. Das ergab eine Erhebung der „Welt am Sonntag“ unter den zehn größten deutschen Städten. Düsseldorf etwa blicke „mit großer Sorge auf den entstehenden Arbeitsaufwand“. Auch Dortmund macht sich auf eine Antragswelle gefasst: „Wir rechnen mit einer zweieinhalbfachen Steigerung der Anträge“, sagte Stadtrat Ludger Wilde. Ein Großteil rechnet mit Verzögerungen bei der Bearbeitung und Auszahlung. Um das Aufkommen bewältigen zu können, stocken zahlreiche Städte bereits ihr Personal auf. Gleichzeitig kritisieren manche die Komplexität des Wohngeldsystems. Der Bund müsse deshalb für eine schnelle „Entbürokratisierung der Verfahren“ sorgen, fordert etwa das Sozialreferat in München. Bis zu zwei Millionen Haushalte statt wie bisher rund 600.000 sollen ab dem kommenden Jahr einen Anspruch auf das neue Wohngeld Plus haben. Es dient Menschen mit niedrigen Einkommen als Zuschuss zur Miete oder zu den Kosten selbst genutzten Wohneigentums.
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