Der frühere RAF-Terrorist Karl-Heinz Dellwo lehnt Vergleiche der Klimaaktivisten-Gruppe „Letzte Generation“ mit der RAF ab. „Manche reagieren auf diese Gruppe so, als stünde ein neuer bewaffneter Kampf vor der Tür“, schreibt Dellwo in einem Gastbeitrag für die „Wochentaz“.
Hysterie sei ein „bewährtes Mittel der Diskursverschiebung“. Der Bezug auf die RAF habe noch eine andere Seite: „Sie enthält die Ankündigung, gegebenenfalls alles einzusetzen, über jede Grenze zu gehen, wenn die Politik der `Letzten Generation` eine reale Machtfrage aufwerfen würde“, so Dellwo. Die „Letzte Generation“ operiere zudem „demonstrativ symbolisch und offenkundig mit Bedacht“. Sie unternehme alles, „um Schäden an dem zu verhindern, was sie als sachliches Vehikel für ihre politischen Positionen nutzt“.
Dellwo kritisiert in dem Zusammenhang Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), die „das lächerliche Argument einführt, dass wegen dieser Gruppe die Kunst in Tresore verschwinden könnte“. Die Aktionen der „Letzten Generation“ seien notwendig. „Seit über 50 Jahren weiß jeder politisch Verantwortliche, dass das Konzept der Verwertung der Welt und die Strategie des ewigen Wachstum in eine globale Destruktion kippt. Wesentliches getan wurde nichts.“
Karl-Heinz Dellwo war 1975 Teil der RAF-Terroristen, die die BRD-Botschaft in Stockholm stürmten. Bei der Geiselnahme wurden zwei Menschen von den Terroristen erschossen. 1977 wurde Dellwo dafür zu lebenslänglicher Haftstrafe verurteilt, kam aber 1995 wieder frei. Heute lebt er als Verleger und Filmemacher in Hamburg.
Foto: „Letzte Generation“ am 09.11.2022 auf dem Brandenburger Tor [dts]