Die staatliche deutsche Entwicklungsorganisation GIZ hat nach der Machtübernahme der Taliban neue Ortskräfte in Afghanistan angeheuert – während frühere lokale Mitarbeiter deutscher Behörden weiterhin aus dem Land evakuiert werden. Die GIZ habe seit August vergangenen Jahres neue nationale Mitarbeiter für das Sicherheits- und Risikomanagement und für Verwaltungsaufgaben eingestellt, teilte eine Sprecherin dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ mit.
Zugleich bemüht sich die Bundesregierung darum, frühere Ortskräfte nach Deutschland zu bringen – begründet wird das mit deren Gefährdung. Am Donnerstag befasst sich der Afghanistan-Untersuchungsausschuss des Bundestags mit dem Ortskräfte-Thema. Die GIZ-Sprecherin wollte keine Angaben dazu machen, wie viele Ortskräfte die Organisation in Afghanistan derzeit beschäftigt – „aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Mitarbeitenden“. Aus informierten Kreisen verlautete, seit der Machtübernahme der Taliban Mitte August vergangenen Jahres habe die GIZ rund 200 Ortskräfte eingestellt. Deutsche GIZ-Mitarbeiter sind derzeit nicht in Afghanistan. Die Bundesregierung hat die Entwicklungszusammenarbeit nach der Machtübernahme der Taliban nahezu vollständig ausgesetzt. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, seit der Rückkehr der Islamisten an die Macht habe Deutschland mehr als 26.000 Afghanen aufgenommen, darunter rund 4.000 Ortskräfte. Man gehe davon aus, dass sich noch etwa 1.400 Ortskräfte in Afghanistan befänden, denen eine Aufnahme bereits zugesagt worden sei. „Dass eine Ausreise bisher noch nicht möglich war, liegt in der überwiegenden Zahl der Fälle daran, dass die Betroffenen nicht über Pässe verfügen.“ Ein Sprecher des Bundesentwicklungsministeriums, dem die GIZ unterstellt ist, sagte zur Gefährdung der Ortskräfte: „Man muss zwischen individueller und systematischer Gefährdung unterscheiden. Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse vor, die auf eine systematische Gefährdung der Ortskräfte in Afghanistan schließen lassen. Wenn im Einzelfall eine Gefährdung vorliegt, unterstützen wir die Menschen bei der Ausreise nach Deutschland.“ Das gelte sowohl für frühere wie für neue Ortskräfte.
Foto: Afghanistan [dts]