Bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien hat Ex-Präsident Lula da Silva die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang knapp verpasst. Nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmen kam er auf rund 48 Prozent der Stimmen.
Amtsinhaber Jair Bolsonaro schnitt viel besser ab als erwartet und erreichte etwa 43,5 Prozent. Die letzten Umfragen hatten Lula deutlicher vorn gesehen. Am 30. Oktober wird nun wohl eine Stichwahl stattfinden. Während der seit 2019 regierende Bolsonaro als „Trump der Tropen“ und rechtsaußen gilt, hatte der ehemalige Gewerkschaftsführer Lula in seiner von von 2003 bis 2010 andauernden Amtszeit mit Sozialprogrammen eine hohe Popularität in den ärmeren Bevölkerungsteilen aufgebaut.
Wegen Korruption und Geldwäsche saß er aber zwischen April 2018 und November 2019 fast 20 Monate im Gefängnis, und ist auch bis heute nicht vollständig rehabilitiert, wenngleich die Urteile mittlerweile aus formalen Gründen aufgehoben wurden. Womöglich auch dank Lulas Knastaufenthalt konnte Bolsonaro Ende 2018 das Präsidentenamt erobern, hieß es oft. Zuletzt hatte der eigentlich meist für seine „neoliberale“ Politik bekannte Präsident staatliche Sozialleistungen angehoben und Treibstoffpreise reduziert – aber angesichts schlechter Umfragewerte auch eine Debatte um einen möglicherweise bevorstehenden Wahlbetrug angezettelt.
Foto: Kreuz auf Stimmzettel (dts)