Wissenschaftszentrum warnt vor „Analphabetisierung“ von Kindern

Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Jutta Allmendinger, wirft Bund und Ländern schlechte Kommunikation und zielloses Handeln in der Corona-Bildungspolitik vor. „Schon vor Corona mussten wir feststellen, dass Kinder in Deutschland je nach Herkunft ganz unterschiedliche Chancen im Bildungssystem haben“, sagte die Soziologin dem „Spiegel“.

Die Pandemie habe das noch einmal verschärft: „Leider sehe ich zurzeit weder präventive noch reparierende Maßnahmen, die wir aber dringend bräuchten.“ Die Hauptleidtragenden sind für Allmendinger Kinder und Jugendliche: „Wenn man es drastisch formulieren wollte, erleben wir eine Art Analphabetisierung.“ Es gebe in den Schulen zu wenig Vorbereitung auf den nunmehr dritten Pandemieherbst – obwohl bei manchen Schülern schon jetzt dramatische Leistungsrückgänge in Mathematik und Deutsch zu beobachten seien. Hinzu kämen physische und seelische Belastungen: „Bei Mädchen sind psychische Probleme massiv angestiegen, bei den Jungen der Anteil jener mit Übergewicht“, so Allmendinger. Die Soziologin hatte die Probleme bereits vor über zwei Monaten als Mitglied eines Sachverständigenausschusses in einem Bericht an das Gesundheitsministerium benannt. „Leider hat sich im Bereich der Schulen wenig getan“, sagte sie.

Foto: Spielendes Kind (dts)

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