Die Erhöhung des Mindestlohns zum 1. Oktober bringt offenbar viele Unternehmen dazu, ihre Preise zu erhöhen. Das ist ein Ergebnis einer Erhebung des Münchner Ifo-Instituts, die am Freitag veröffentlicht wurde.
Betroffen seien fast alle Wirtschaftszweige, rund 31 Prozent aller befragten Firmen beschäftigten Mitarbeiter für weniger als 12 Euro pro Stunde, hieß es. Darunter planen 58 Prozent als Reaktion, Preise hochzusetzen. „Das dürfte die ohnehin schon große Inflation weiter antreiben“, sagte Ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link am Freitag. 13 Prozent der betroffenen Unternehmen planen aufgrund der Erhöhung Stellen abzubauen. 83 Prozent wollen die Zahl der Beschäftigten gleich halten, und 5 Prozent möchten sie sogar erhöhen. Die durchschnittliche Arbeitszeit der Beschäftigten wollen 18 Prozent der betroffenen Unternehmen verringern, ebenfalls 18 Prozent denken über Kürzungen bei zusätzlichen Lohnbestandteilen wie Sonderzahlungen, Boni und geldwerten Vorteilen nach. Außerdem wollen die betroffenen Unternehmen ihre Investitionen sowie Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen eher zurückschrauben (21 Prozent und 11 Prozent) als ausbauen (je 5 Prozent). „Die große Mehrheit der betroffenen Unternehmen plant demnach nicht, die teurer gewordenen Arbeitskräfte durch Kapital zu ersetzen oder in das Wissen der Beschäftigten zu investieren, um deren Produktivität zu steigern“, sagte Link.
Viele Befragte vermuten, dass sich ihre Einkaufspreise in Folge der Mindestlohnanhebung erhöhen werden. Von den direkt betroffenen Unternehmen erwartet dies knapp die Hälfte (49 Prozent), unter den nicht direkt betroffenen Unternehmen beläuft sich dieser Anteil auf 29 Prozent. Ferner rechnen 53 Prozent mit schrumpfenden Gewinnen, 32 Prozent mit abnehmender Wettbewerbsfähigkeit, und 23 Prozent mit weniger Nachfrage als Folge der Mindestlohnerhöhung. Wie stark die Unternehmen von der Anhebung des Mindestlohnes betroffen sind, unterscheidet sich stark nach Regionen.
In Westdeutschland beschäftigen bisher 29 Prozent der teilnehmenden Unternehmen zu weniger als 12 Euro pro Stunde, im Osten jedoch 40 Prozent. Unterschiede gibt es auch zwischen den Branchen: In der Gastronomie sind 78 Prozent der befragten Firmen betroffen, im Beherbergungssektor 65 Prozent der Betriebe. In der Zeitarbeit bezahlen derzeit 64 Prozent der Firmen unter dem neuen Mindestlohn, im Landverkehr 47 Prozent. Überdurchschnittlich betroffen sind auch der Einzelhandel mit 58 Prozent, die Textilindustrie mit 72 Prozent und die Nahrungs- und Genussmittelindustrie mit 61 Prozent der Unternehmen.
Foto: Bedienung in einem Café (dts)