Der frühere Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hat Hans-Christian Ströbele nach dessen Tod als „Legende“ gewürdigt. Ströbele sei ein „hervorragender Anwalt“ gewesen, „der sich intensiv in die Fälle und Akten eingearbeitet hat“, sagte Schily, der seine politische Karriere selbst als Grüner begann und als Anwalt zusammen mit Ströbele in den 1970er-Jahren die Anführer der Roten Armee Fraktion (RAF) verteidigte, der Wochenzeitung „Die Zeit“.
„Mit meiner Politik als Bundesinnenminister war er nicht so einverstanden, aber wir haben uns immer respektiert.“ Er habe politisch für ein „eigenständiges Profil“ gestanden, „bevor es so etwas wie politische Marken gab, mit seinem Schal, dem Fahrrad, seinem Zugang zu den Menschen und seinem Durchhalten eines strikten Anti-Militarismus – vielleicht waren wir uns in dem Punkt näher, als manche glauben“. Mit ihm gehe nicht nur etwas von der „Grünen-Ursubstanz“ verloren, sondern eine „herausragende Persönlichkeit der Republik“. Auch zahlreiche aktuelle Spitzenpolitiker würdigten Ströbele. So schrieb zum Beispiel Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei Twitter, dass Deutschland einen „streitbaren Politiker“ verliere, der die politische Debatte über Jahrzehnte mitgeprägt habe. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sprach von einem „streitbaren, oft kontroversen Streiter für seine Überzeugungen“, der auch im Konflikt stets fair gewesen sei. „Es geht ein großer Kämpfer für die grüne Sache“, so Özdemir. „Er fehlt.“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnete Ströbele unterdessen als „Integrität in Person“. Das Grünen-Urgestein war am Dienstagmorgen im Alter von 83 Jahren in seiner Wohnung in Berlin-Moabit gestorben.
Foto: Hans-Christian Ströbele (dts)