Wegen der extrem gestiegenen Strom- und Gaspreise fordert Österreichs Ex-Kanzler Christian Kern „radikale Einschnitte“. Die Leute müssten sich entscheiden, ob sie heizen oder essen im Winter, sagte er am Dienstag dem Radiosender „HR-Info“.
„Das ist doch in einem zivilisierten, reichen Land wie Deutschland oder Österreich ein unerträglicher Zustand.“ Die gegenwärtig geführte Diskussion um einen Preisdeckel sei deshalb richtig – aber zu wenig. Kern: „Das ist so, wie auf einen offenen Oberschenkelbruch ein Pflaster zu geben. Was wir tun müssen, ist die Ursache bekämpfen und die Ursachen liegen im Marktdesign.“
Kern – selbst ehemaliges Vorstandsmitglied eines Energiekonzerns – fordert, die Liberalisierung des Energiesektors für mindestens ein Jahr auszusetzen. An der Liberalisierung jetzt festzuhalten sei, als würde „die Titanic nach der Kollision mit dem Eisberg sagen, gut fahren wir statt nach New York eben nach Rio. Das wird nicht funktionieren“. Stattdessen – fordert Österreichs Ex-Kanzler Kern – brauche es jetzt „ein Aussetzen von Strom- und Gashandel und Preisregulierungen, bis die größten Verwerfungen vorbei sind.“
Ansonsten drohe „die Zerstörung unserer sozialen Strukturen“, sagte Kern. „Das ist der Nährboden für die Rechtspopulisten, für die Radikalisierung, wenn die zentristischen Kräfte, die Vernünftigen sich dieses Themas nicht annehmen und sich von ihren ideologischen Einschätzungen her nicht verändern.“
Foto: Christian Kern (dts)