Deutschlands Energieverbrauch um 3,5 Prozent gesunken

Der Energieverbrauch in Deutschland ist im ersten Halbjahr um 3,5 Prozent gesunken. Gründe seien das sich spürbar abschwächende Wirtschaftswachstum, eine milde Witterung sowie deutliche Energieeinsparungen vor dem Hintergrund kräftig steigender Preise, teilte die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen am Dienstag mit.

Laut vorläufigen Berechnungen erreichte der inländische Primärenergieverbrauch 5.950 Petajoule (PJ) beziehungsweise 203,0 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Millionen t SKE). Die AG Energiebilanzen geht davon aus, dass die hohen Energiepreise einerseits zu kurzfristig wirkenden Energieeinsparungen geführt haben, andererseits aber auch langfristig wirkende Einsparungen auslösen, weil sich Investitionen in die Senkung des Energieverbrauchs stärker lohnen. Das im 1. Halbjahr auf 1,5 Prozent gefallene Wirtschaftswachstum hatte demnach nur noch einen geringen verbrauchssteigernden Effekt. Ohne die milde Witterung wäre der Energieverbrauch nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft allerdings nur um 0,5 Prozent gesunken. Unter Berücksichtigung des Temperatureffekts sowie der weiter verringerten Vorräte bei den Verbrauchern wäre der Energieverbrauch im 1. Halbjahr sogar leicht gestiegen. Vom Wirtschaftswachstum und der Demografie gingen demnach „positive Impulse“ aus, die von den preisgetriebenen Einspareffekten überkompensiert wurden, wie es hieß. Der Verbrauch von Mineralöl war in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres insgesamt um 7,3 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Alle Mineralölprodukte verzeichneten Zuwächse: Der Verbrauch von Ottokraftstoff stieg um 5,7 Prozent, beim Dieselkraftstoff gab es einen Zuwachs um 3,5 Prozent. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg kräftig um mehr als 60 Prozent und die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie erhöhten sich um mehr als 6 Prozent. Der Heizölabsatz verzeichnete einen Zuwachs von etwas über 10 Prozent. Der Anstieg des Mineralölverbrauchs insgesamt, insbesondere jedoch die Zuwächse beim Absatz von Flugkraftstoff und Heizöl, beruhen größtenteils auf einem statistischen Basiseffekt, da der Absatz im 1. Quartal 2021 unter anderem pandemiebedingt kräftig eingebrochen war. Der Erdgasverbrauch verminderte sich im 1. Halbjahr des laufenden Jahres deutlich um knapp 15 Prozent.

Hauptursache für diese Entwicklung sei die mildere Witterung sowie das hohe Preisniveau gewesen. Zudem verringerte sich der Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung, weil die erneuerbaren Energien – vor allem im 1. Quartal – höhere Beiträge lieferten. Der Verbrauch an Steinkohle nahm insgesamt um 9,2 Prozent zu. Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken erhöhte sich um 26 Prozent.

Einfluss auf diese Entwicklung hatten die geänderte Wettbewerbssituation auf dem europäischen Strommarkt. Die Eisen- und Stahlindustrie verringerte ihre Nachfrage um 5 Prozent. Der Verbrauch von Braunkohle lag um 10,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraumes, aber um etwa 5 Prozent unter dem Vergleichswert von 2019 und folgt somit weiter dem längerfristigen Reduktionspfad. In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres sorgte die hohe Produktion von Strom aus Windanlagen für einen Rückgang bei der Braunkohleverstromung, von März bis Juni stieg der Bedarf von Strom aus Braunkohlekraftwerken hingegen deutlich an, da weniger Strom aus Windenergieanlagen ins Netz eingespeist wurde.

Außerdem ersetzte Strom aus Braunkohlekraftwerken einen Teil der Stromerzeugung aus den Ende 2021 abgeschalteten Kernkraftwerken und trug zur Versorgungssicherheit auf dem europäischen Strommarkt bei, wie es in der Analyse weiter hieß. Die Stromerzeugung aus Kernenergie verringerte sich im ersten Halbjahr verglichen mit dem erszen Halbjahr des Vorjahres um gut die Hälfte. Der starke Rückgang sei auf die Stilllegung der Anlagen in Grohnde, Brokdorf und Gundremmingen und der damit verbundenen Verminderung der installierten Leistung von 8.113 auf 4.055 Megawatt (MW) zurückzuführen. Der Beitrag der erneuerbaren Energien stieg im ersten Halbjahr um 4,7 Prozent.

Bei außergewöhnlich guten Windverhältnissen insbesondere im Februar steigerten die Windenergieanlagen ihren Beitrag um 18 Prozent. Die Wasserkraftwerke lieferten dagegen ein Prozent weniger Strom als im Vorjahreszeitraum. Die Solarenergie konnte um 20 Prozent zulegen. Bei der Biomasse, die mehr als die Hälfte des erneuerbaren Energieverbrauchs liefert, kam es witterungsbedingt insgesamt zu einem leichten Rückgang um zwei Prozent. Die energiebedingten CO2-Emissionen nahmen im 1. Halbjahr nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen um rund ein Prozent zu, da die Rückgänge bei der Stromerzeugung aus Kernenergie sowie beim Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung vornehmlich durch Stein- und Braunkohle ausgeglichen wurden, so die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen.

Foto: Moderne Stromzähler (dts)

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