Menschen ohne eigene Wohnung haben häufig nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem. Das geht aus dem Statistikbericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) hervor, über die der „Spiegel“ vorab berichtet.
Demnach hatte 2020 knapp ein Sechstel der Wohnungslosen keinerlei Krankenversicherung. In der Gesamtbevölkerung hingegen liegt der Anteil der Menschen ohne Krankenversicherung bei weniger als 0,1 Prozent. Vier Prozent der Wohnungslosen verfügten dem Bericht zufolge nur über einen eingeschränkten Versicherungsschutz, bei 14 Prozent war der Status ungeklärt, lediglich zwei Drittel waren uneingeschränkt versichert. Das hat gravierende Auswirkungen: Wer nicht krankenversichert sei, nehme medizinische Versorgung meist erst zur Notfallbehandlung oder bei einer starken Verschlimmerung von Erkrankungen in Anspruch, warnt der Bericht. Tatsächlich gab nur ein knappes Viertel der Personen ohne Krankenversicherung an, im zurückliegenden Halbjahr Kontakt zu einem Arzt gehabt zu haben; unter allen von den Diensten der Wohnungslosenhilfe Betreuten waren es mit 65 Prozent hingegen knapp zwei Drittel. Die BAG W fordert unter anderem den Ausbau sogenannter Clearingstellen, die Menschen ohne Krankenversicherung oder mit ungeklärtem Status unterstützen und Zugang zum Gesundheitssystem er-möglichen. Als wohnungslos gilt, wer keinen vertraglich abgesicherten Wohnraum hat. Überwiegend leben die Betroffenen bei Partnern und Freunden oder sind in Unterkünften untergebracht. Nur knapp ein Fünftel lebt ohne Unterkunft auf der Straße.
Foto: Bettlerin (dts)