Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Deutschlands Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier offenbar noch einmal eingeladen, in die Ukraine zu reisen. Das sagt der scheidende ukrainische Botschafter Andrij Melnyk der Wochenzeitung „Die Zeit“.
„Wir warten noch auf seinen Besuch in Kiew“, sagte er. Im letzten Telefonat habe Selenskyj ihn „zum zweiten Mal persönlich eingeladen“, so der ukrainische Botschafter. Melnyk sagte, er selbst werde Deutschland „in zwei, drei Wochen“ verlassen. Über den Grund für seine Demission wird bis heute gerätselt. Das sei „zwar eine Routinesache“, habe aber auch mit seiner „Art der Diplomatie“ zu tun, erklärte Melnyk gegenüber der „Zeit“. Der Diplomat ist für teils scharfe und verletzende Äußerungen bekannt. So bezeichnete er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einmal als „beleidigte Leberwurst“. Das sei „wohl nicht angemessen“ gewesen, sagte Melnyk der „Zeit“.
Bei anderer Gelegenheit äußerte Melnyk Verständnis für den ukrainischen Nationalisten und NS-Kollaborateur Stepan Bandera, dem Menschenrechtsverbrechen während des Zweiten Weltkriegs vorgeworfen werden. Heute bedauert Melnyk seine Äußerungen. Er habe „die emotionale Bedeutung, die dieses äußerst sensible Thema vor allem für unsere polnischen Freunde immer noch hat, unterschätzt. Das war ein Fehltritt. Ich wollte keinen verletzen.“
Foto: Frank-Walter Steinmeier an 13.02.2022 (dts)