Die von Finanzminister Christian Lindner (FDP) geplanten Steuersenkungen könnten Topverdienern am meisten bringen, obwohl sie am wenigsten an der Inflation leiden. Das geht aus Rechnungen der Arbeitnehmerkammer Bremen hervor, über die die „Süddeutsche Zeitung“ (Donnerstagausgabe) berichtet.
Verschiebt Lindner etwa alle Tarifeckwerte um sechs Prozent, bringt das einem Single mit 100.000 Euro Bruttoeinkommen 600 Euro. Verdient er sechs Mal so viel, spart er 1.100 Euro Steuern. Einem kinderlosen Ehepaar mit diesem Gehalt winken sogar 1.700 Euro Entlastung. Dagegen würde eine vierköpfige Familie mit 40.000 Euro Einkommen nur um 300 Euro entlastet, eine Alleinerziehende mit dem halben Gehalt um 100 Euro. Nach verschiedenen Studien sind Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen stärker von der Inflation betroffen, weil Nahrung und Energie einen größeren Teil ihrer Ausgaben ausmachen. Lindner hat für 2023 den Abbau der kalten Steuerprogression angekündigt, ohne bisher ins Detail zu gehen. Nach weiteren Berechnungen wären Direktzahlungen sozial weit ausgewogener als Steuersenkungen. Rund 90 Prozent der Bevölkerung profitieren stärker von einer Direktzahlung von 600 Euro als vom Abbau der kalten Progression. Dieser ist erst für eine Familie mit zwei Kindern lukrativer, die über 130.000 Euro im Jahr verdient. „Wir brauchen weitere Entlastungspakete“, erklärte der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi. „Aber dabei müssen wir zielgenau jenen helfen, die es am nötigsten haben. 600 Euro direkt bringen einem Wenigverdiener mehr als einem Großverdiener.“ „Eine allgemeine Steuersenkung käme primär Besserverdienenden zugute und würde sie stärker entlasten als Menschen mit kleinen Einkommen“, so Studienautor Tobias Peters.
Foto: Christian Lindner (dts)