VDA: Mehr als die Hälfte der deutschen Gemeinden ohne Ladesäule 

Berlin – Deutschlands Kommunen sind für den rasanten Umstieg auf Elektroautos schlecht gewappnet. Mehr als die Hälfte aller 10.796 Gemeinden verfügt über keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt, wie eine aktuelle Auswertung des Verbands der Automobilindustrie (VDA) auf Basis von Daten der Bundesnetzagentur ergab, über die der „Spiegel“ vorab berichtet.

Deutschlandweit wuchs die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladevorrichtungen demnach in jedem der vergangenen zwölf Monate rechnerisch um lediglich gut 1.400. Im gleichen Zeitraum wurden monatlich rund 57.000 Elektro-Pkw inklusive Plug-in-Hybride zugelassen. Die aktuelle Ausbaugeschwindigkeit müsste versechsfacht werden, fordert VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Ansonsten werde die Bundesrepublik im Jahr 2030 nur über rund 210.000 Ladepunkte verfügen – etwa ein Fünftel des Millionenziels der Bundesregierung. Vor allem die westdeutschen Bundesländer haben Nachholbedarf, zeigt das neue Ladenetzranking des VDA. Vorn liegen beim Ausbau die ostdeutschen Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern, am Ende der Liste stehen Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und das Saarland. Beim Spitzenreiter Sachsen kommen auf einen Ladepunkt im Schnitt knapp 14 E-Pkw, beim Schlusslicht Saarland 28. Auch bei den Schnellladepunkten, die Strom mit höherer Ladeleistung übertragen, ist der Osten führend: In Thüringen teilen sich rund 58 E-Autos eine solche Lademöglichkeit, in NRW und Hessen je 209. Der statistische Vorsprung der Ostländer hängt allerdings auch damit zusammen, dass dort noch vergleichsweise wenige E-Autos zugelassen sind. So sind auf Sachsens Straßen bislang nur rund 34.000 Stromer unterwegs, in Nordrhein-Westfalen bereits über 293.000. Absolut gesehen verfügen Bayern (knapp 12.000) und NRW (rund 11.000) über die meisten Ladepunkte.  Aus VDA-Sicht sind die lokalen Entscheidungsträger bundesweit in der Pflicht, mehr Säulen aufzustellen: „Statt ihm hinterherzuhinken, muss der Ausbau dem Bedarf um zwei Jahre vorausgehen“, sagte Müller. Die Zeit drängt: Ab 2035 will das EU-Parlament den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor europaweit verbieten.

Foto: Stromtankstelle für E-Auto (dts)

Previous Post

US-Inflationsrate im Mai auf 8,6 Prozent gestiegen

Next Post

Grüne fordern wegen Inflation höhere Hartz-Regelsätze

Related Posts