München – Der Energiekonzern Siemens Energy wehrt sich vehement gegen Vorwürfe aus Russland, die Gaslieferungen müssten reduziert werden, weil der Konzern Turbinen nicht rechtzeitig warte. „Es ist sehr bequem, ein Unternehmen mit reinzuziehen, das in Russland bekannt ist“, sagte Joe Kaeser, Vorsitzender des Aufsichtsrats von Siemens Energy, der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwochsausgabe).
„Selbst wenn es so wäre, würde das niemals rechtfertigen, den Gasfluss so stark zu drosseln“, so Kaeser. Da müsse „es einfach eine politische Motivation geben, das geht gar nicht anders“, so der Aufsichtsrats-Chef. Gazprom hatte zuletzt die Gaslieferungen nach Deutschland reduziert und das mit fehlenden Gasturbinen von Siemens begründet. Die Bundesregierung rief daraufhin die nächste Alarmstufe des Notfallplans Gas aus. Kaeser, der von 2013 bis 2021 Siemens-Chef war, lobte ausdrücklich das Krisenmanagement der Bundesregierung und Kanzler Olaf Scholz (SPD). „Herr Scholz mag nicht der größte Storyteller sein, wie man heutzutage so schön sagt. Aber der Kanzler ist sachlich, besonnen und versucht zu deeskalieren, das ist heutzutage auch schon eine Gabe. Aufgeregt sind eh schon genug Leute“, sagte Kaeser. Man stecke gerade mitten in einer Kriegskommunikation. Da sei er sich gar nicht so sicher, ob „man wirklich immer alles ankündigen soll, was man vorhat. Vielleicht ist man dabei besser beraten, die Dinge erst mal zu machen und dann darüber zu reden.“ Der Aufsichtsrats-Chef sagte weiter, dass er nicht mit einer weltweiten Rezession rechne. „Ich gehe keinesfalls von einer dauerhaften Weltrezession aus“. Das größte Problem sei, „ehrlich gesagt, Europa“, so Kaeser. Auf jede neue Krise mit immer noch mehr Krisengeld zu reagieren, sei keine nachhaltige Lösung. „Wir brauchen eine neue Ehrlichkeit für eine Gesellschaft, die sonst das Beste schon hinter sich hat“, sagte der 65-Jährige.
Foto: Siemens (dts)