Berlin/Mainz – ARD und ZDF produzieren immer mehr journalistische Inhalte, die ausschließlich über soziale Medien ausgespielt werden. Zu diesem Schluss kommt eine Erhebung der Otto-Brenner-Stiftung, berichtet der „Spiegel“.
Demnach stellen Deutschlands öffentlich-rechtliche Medien insgesamt 273 Angebote für Tiktok, Instagram, Snapchat und andere Plattformen her, mehr als ein Viertel läuft sogar ausschließlich über diese Kanäle und nicht in den klassischen Mediatheken oder dem linearen Programm. Inhaltliche Entscheidungen richteten sich dabei häufig „an Reichweiten und algorithmischen Funktionen“ aus, heißt es in der Studie, deren Daten zwischen November und Dezember vergangenen Jahres erhoben wurden. So komme es vor, dass manche Themen auf bestimmten Plattformen nicht mehr umgesetzt werden, weil sie in der Vergangenheit keine guten Kennzahlen erzielten. 18 verantwortliche Mitarbeiter, mit denen im Rahmen der Studie gesprochen wurde, klagten unter anderem über eine hohe Abhängigkeit von Algorithmen, eine intransparente Content-Moderation und das Löschen von Inhalten durch KI-gesteuerte Filter. Faktoren, die nach Aussage der Befragten die journalistische Arbeit „erheblich“ beeinträchtigen. Alle Befragten äußerten zudem mehr oder weniger starke Bedenken darüber, als öffentlich-rechtliche Anbieter in einer kommerziellen Medienumgebung aktiv zu sein – inklusive der entsprechenden Inhalte. Auf Tiktok hätten beispielsweise Beiträge aus dem Bereich Naturschutz kaum Chancen. Facebook-Nutzer interessierten sich hingegen wenig für komplexe Themen wie Klimawandel oder den Wirecard-Skandal.
Foto: Smartphone-Nutzerin (dts)