IG-Metall will mindestens sieben Prozent mehr Lohn und Gewinnsteuer

Frankfurt/Main – IG-Metall-Chef Jörg Hofmann fordert mindestens sieben Prozent mehr Lohn – und von der Regierung eine Übergewinnsteuer für Sonderprofite. „Wir brauchen eine kräftige Lohnerhöhung“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagausgabe).

Der anstehende Tarifabschluss müsse zwei Jahre abdecken, 2022 und 2023. Nach der bewährten Lohnformel addiere er für zwei Jahre die Zielinflation der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent zur Steigerung der Produktivität von 1,1 Prozent. „Nur auf Basis dieser Formel kommen wir also auf eine Forderung über sechs Prozent mehr Lohn. Hinzu kommt zwingend eine Umverteilungskomponente, weil die Firmen gerade so hohe Gewinne erzielen“, sagte Hofmann. Addiert wären das sieben Prozent oder mehr. Der IG-Metall-Vorstand präsentiert am 20. Juni seine offizielle Forderung für die anstehende Tarifrunde. „Wir lösen keine Lohn-Preis-Spirale aus“, sagte der Gewerkschaftschef. „Das sehen Sie schon daran, dass wir die zwei Prozent EZB-Zielinflation zum Maßstab nehmen und nicht die aktuelle Inflation von fast acht Prozent. Denn dann wäre unsere Forderung zweistellig.“ Hofmann sieht dagegen aktuell „eine Profit-Preis-Spirale. Die Firmen geben die gestiegenen Preise an ihre Kunden weiter und legen immer noch einen Schnaps drauf. Das ist es, was gerade die Inflation hochtreibt.“ Hofmann wies den Vorstoß von FDP-Chef Christian Lindner zurück, die IG Metall solle sich in der Lohnrunde maßvoll verhalten: „Ich brauche keine Ratschläge von Herrn Lindner.“ Hofmann fordert die Bundesregierung auf, Sondergewinne der Unternehmen durch die Inflation abzuschöpfen. „Man sollte den Konzernen die Sonderprofite nehmen. Wir fordern eine Übergewinnsteuer“, sagte der IG-Metall-Chef.

„Ich bin dafür, die zusätzlichen Gewinne in allen Branchen abzuschöpfen, die aufgrund der Krise mehr verdienen als im Schnitt der vergangenen Jahre. Das sind nicht nur die Ölmultis. Auch Chemiekonzerne, Autohersteller und Maschinenbauer freuen sich über Sonderprofite.“ Hofmann ruft die Regierung auf, wegen der Inflation zu handeln.

„Die Regierung muss noch mehr als bisher gegen die Inflation tun. Sie muss die Bürger mehr entlasten.“ Er schlägt unter anderem einen Gaspreisdeckel und eine Strompreisgrenze vor. Außerdem solle die Regierung die Bürger durch einen weiteren Zuschuss entlasten, und zwar alle.

„Die Energiepauschale von 300 Euro ist eine gute Maßnahme. Es ist aber unverständlich, dass etwa Rentner und Studierende sie nicht bekommen.“

Foto: Euromünzen (dts)

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