Experten rechnen mit steigenden CO2-Emissionen durch Kohleeinsatz

Berlin – Die Denkfabrik Agora Energiewende rechnet durch den kurzfristig verstärkten Einsatz von Kohle bei der Stromerzeugung mit steigenden CO2-Emissionen in den kommenden Jahren. „Durch den kurzfristigen, vermehrten Einsatz von Kohle zum Ersatz von Gas werden die Emissionen in diesem, aber voraussichtlich auch in den kommenden Jahren zunächst steigen“, sagte Simon Müller, Direktor Deutschland von Agora Energiewende, der „Rheinischen Post“ (Dienstag).

„Umso wichtiger ist es, dass die Bundesregierung jetzt gleichzeitig alle Hebel in Bewegung setzt, um in Haushalten und Industrie Energie einzusparen und den Ausbau der Erneuerbaren Energie massiv zu beschleunigen“, sagte Müller. Kurzfristig sei es wichtig, dass Deutschland seine Abhängigkeit von russischem Gas zügig reduziere und gleichzeitig Anreize zum schnellen Energiesparen in Haushalten und in der Industrie setze. Zu möglichen Sofortmaßnahmen gehöre auch der Ersatz von Gaskraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung etwa durch zusätzliche Erneuerbare Energien, die Nutzung von Öl als Ersatzbrennstoff oder durch einen Rückgriff auf Kohle. „Der verstärkte Einsatz von Kohle darf jedoch allenfalls eine kurzfristige Notfallmaßnahme sein und muss durch ambitioniertere Effizienzmaßnahmen für die Wärmewende und einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Energien kompensiert werden, damit die Klimaziele auch in dieser Krise erreicht werden und der Kohleausstieg bis 2030 umgesetzt werden kann“, so der Direktor.

Die Regierung müsse zusammen mit der Bevölkerung und der Industrie alle Kräfte bündeln, um der fossilen Energiekrise „vor allem strukturell“ zu begegnen. „Jede Wärmepumpe, jede Solarzelle und jedes Windrad machen uns unabhängiger von fossilen Energieimporten und helfen uns, unser 2030-Klimaziel zu erreichen“, sagte Müller. Angesichts der wachsenden Sorge vor Engpässen bei der Gasversorgung hat der Grünen-Wirtschaftspolitiker Dieter Janecek den kurzfristig verstärkten Einsatz von Kohle bei der Stromerzeugung gerechtfertigt. „Niemand hat sich gewünscht, dass wir Kohlekraftwerke als Reservekapazität hochfahren müssen, um mehr Gas raus aus der Verstromung hinein in die Speicher zu kriegen, aber nur so gewährleisten wir Versorgungssicherheit im kommenden Winter für Haushalte und Industrie“, sagte Janecek.

Gleichzeitig werde „drastisch“ das Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren erhöht und würden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um mehr Energie einzusparen, so der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag.

Foto: Tagebau (dts)

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