DRV: Geringe Erwerbsbeteiligung einiger älterer Migrantengruppen

Daten der Deutscher Rentenversicherung (DRV) und der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigen eine geringere Erwerbsbeteiligung und erhöhte Frühverrentung einiger älterer Migrantengruppen.

Nach einer Auswertung der DRV, über welche die „Welt“ berichtet, erhalten 13 Prozent der Bundesbürger im Alter von 50 bis einschließlich 65 Jahren bereits eine gesetzliche Rente. Unter allen nicht-deutschen 50- bis 65-Jährigen sind elf Prozent im Rentenbezug. Bei der größten Nationalität, den Türken sind es 20 Prozent (71.682 von 358.378). Hohe Werte erreichen auch Serben (20,8 Prozent) und Libanesen (18,6). Unter Irakern (fünf Prozent) oder Afghanen (sechs) sind es deutlich weniger, unter den 56.117 älteren Syrern ist es ein Prozent.

Das Ergebnis kommt zustande, indem die 2.368.345 Deutschen, die zum Stichtag 31. Dezember 2023 in der gesetzlichen Rente registriert waren, ins Verhältnis zu allen 17.999.677 Bundesbürgern dieser Altersklasse (laut Destatis zum jüngsten auswertbaren Stand 31. Dezember 2022) gesetzt werden. Die Daten umfassen vorzeitig oder wegen Erwerbsminderung Verrentete – die nur sehr wenigen Regelrenten-Bezieher unter 66 Jahren seien nicht enthalten, sagte ein DRV-Sprecher.

Allerdings beziehen ältere Einwanderer deutlich häufiger Sozialleistungen als deutsche Bürger. Laut einer BA-Auswertung für die „Welt“ erhielten beispielsweise 50.479 Syrer zum Stichtag Ende 2023 Regelleistungen nach Sozialgesetzbuch II, eine große Mehrheit dieser Altersgruppe. Unter den 358.378 Türken waren es 18 Prozent (65.580). Insgesamt sind fast 411.000 Ausländer von 50 bis 65 Jahren in diesem Leistungsbezug, das sind 21 Prozent (von rund 1,8 Millionen). Unter den 18 Millionen älteren Deutschen sind hingegen nur vier Prozent (688.529) „Regelleistungsberechtigte“, womit nicht-erwerbsfähige sowie erwerbsfähige Bürgergeld-Bezieher zusammengefasst werden.

Zuvor hatte eine dänische Studie ergeben, dass dort nicht-westliche Einwanderergruppen früher in Rente gehen. Laut Daten des dänischen Statistikamtes, die von der Dänischen Arbeitgebervereinigung DA ausgewertet wurden, sind elf Prozent der Dänen im Alter zwischen 50 und 67 Jahren im vorzeitigen Ruhestand („Førtidspension“). Unter den Türken – der größten nicht-westlichen Migrantengruppe in Dänemark – sind es 41,6 Prozent. Zuwanderer mit afghanischer (54,7 Prozent), libanesischer (56,4) und irakischer (65,9) Staatsangehörigkeit beziehen statistisch am häufigsten Frührente.

Rentenexperte Bernd Raffelhüschen sieht den entscheidenden Unterschied zwischen dem deutschen und dänischen Rentensystem darin, dass es dort keine separaten beitragsfinanzierten Kassen gebe. „Der dänische Staat zahlt für Ältere Sozialleistungen und Renten. So könnte sich erklären, dass in dem eigentlich sehr streng regulierenden Dänemark besonders häufig nicht-westliche Einwanderer die vorzeitige Rente für Erwerbsgeminderte erhalten können“, sagte der Freiburger Professor der „Welt“. In beiden Staaten sei aber „klar erkennbar, dass die Arbeitsbeteiligung einiger außereuropäischer Einwanderergruppen im gehobenen Alter relativ schwach ist, was dann oft eine Abhängigkeit von der Grundsicherung im hohen Alter nach sich zieht“.


Foto: Rentenversicherung (Archiv) [dts]

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