In der Debatte über eine mögliche schwarz-grüne Koalition nach der Bundestagswahl dämpft der Grünen-Politiker Tarek Al-Wazir die Erwartungen.
„Friedrich Merz kommt für uns vom anderen Stern, das ist so“, sagte der ehemalige hessische Wirtschaftsminister, der nun für den Bundestag kandidiert, dem „Stern“. „Wir kommen für ihn aber auch von einem anderen Stern. Offen gesagt: Die Grünen träumen wirklich nicht von Friedrich Merz.“
Als es 2014 in Hessen erstmals an Schwarz-Grün gegangen sei, habe es eine „unglaubliche Lagerkonfrontation“ gegeben, sagte Al-Wazir, der in Hessen dann insgesamt zehn Jahre lang mit der Union regiert hat. „Und auf einmal verhandelten wir mit denen. Auch in unseren Reihen hat das für viel Kopfschütteln gesorgt.“ Dass es damals trotzdem mit der Koalition geklappt hat, habe auch daran gelegen, dass „sich die Hessen-CDU in dem Moment verändert hat“. Sie habe verstanden, dass der konfrontative Kurs auf Dauer nirgendwo hinführe, dass es nichts bringe, alles, was halbwegs liberal sei, als quasi linksradikal zu bezeichnen.
Umso verrückter sei es, „dass Friedrich Merz heute den Eindruck erweckt, sich genau das wieder zu wünschen“. Von Hessen aus könne er nur sagen: „Der gegenläufige Weg ist richtig.“ Die Parteienlandschaft sei heute unübersichtlicher als früher. „Die Union sollte im eigenen Interesse und im Interesse des Landes eine Koalition mit uns nicht ausschließen.“
Alle demokratischen Parteien der Mitte müssten miteinander gesprächs- und koalitionsfähig sein, sonst werde es wie in Frankreich, „wo bald gar nichts mehr geht“. Der Bundestagswahlkampf werde eine Auseinandersetzung um die besten Ideen für die Zukunft und deshalb natürlich kontrovers. „Aber die Union hat die nächsten Wochen hoffentlich Besseres zu tun, als weiter auf den Grünen rumzuhacken.“
Foto: Tarek Al-Wazir (Archiv) [dts]