Der Inder Dommaraju Gukesh ist neuer Schachweltmeister. Bei dem Titelduell auf der zu Singapur gehörenden Insel Sentosa konnte er am Donnerstag die insgesamt 14. Partie gegen Titelverteidiger Ding Liren mit den weißen Figuren gewinnen und sich somit zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten krönen. Dabei sah zunächst alles nach einem Unentschieden aus, aber im ausgedehnten Endspiel kam es dann doch noch zum entscheidenden Patzer des Chinesen.
In den Normalpartien hatten sich der 32-jährige Ding und sein nur 18 Jahre alter indischer Herausforderer seit dem 25. November ein überraschend enges Duell geliefert. Ding war als klarer Außenseiter in das Match gegangen, da er nach seinem Titelgewinn im vergangenen Jahr in ein Formtief gefallen war und kaum noch Spiele gewinnen konnte. Gukesh wiederum hatte sich mit einer starken Leistung beim Kandidatenturnier in Toronto im April 2024 für die WM qualifiziert.
In Singapur war es dann aber Ding, der direkt die erste Partie mit Schwarz gewinnen konnte. Der Inder konnte aber in der dritten Partie zurückschlagen und mit Weiß ausgleichen. Danach folgten sieben Unentschieden in Folge, bei denen sich ein klares Muster herausbildete: Ding wirkte regelmäßig schlechter vorbereitet, geriet früh in Zeitnot und setzte vor allem auf Remis. Gukesh konnte aber mehrfach vorteilhafte Stellungen nicht zu einem Sieg verwerten – auch weil Ding unter Zeitdruck regelmäßig die besten Verteidigungszüge fand.
Wie die scheinbare Entscheidung wirkte dann die elfte Partie, in der Gukesh erneut mit Weiß gewinnen konnte. Ding kam aber bereits am nächsten Tag zurück und zeigte unter Druck seine alte Klasse, wobei er dem Herausforderer keine Chance ließ. Bei Gukeshs letztem Spiel mit Weiß am Mittwoch war der Inder dann wieder in einer guten Position. Im Mittelteil der Partie gab es eine Situation, in der Ding nur mit einem einzigen möglichen Zug eine Niederlage abwenden konnte – und er fand ihn. Somit ging es ausgeglichen beim Stand von 6,5:6,5 in das letzte Duell. Zum Sieg waren 7,5 Punkte nötig – bei einem 7:7 wäre es am Freitag in einen Tiebreak im Schnellschach und gegebenenfalls Blitzschach gegangen.
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