Die SPD Bochum, einer der wichtigsten Unterbezirke in der Partei, warnt vor einer dramatischen Niederlage bei der Bundestagswahl und fordert einen raschen Beschluss der Parteiführung, um Boris Pistorius zum Kanzlerkandidaten zu machen. „Die Stimmung in unseren Ortsvereinen und unter den Mitgliedern ist klar: Lasst uns wechseln. Boris Pistorius wäre der beste Kanzlerkandidat“, sagte der Chef der SPD Bochum, Serdar Yüksel, dem „Stern“.
„Olaf Scholz war ein guter Kanzler, gerade in der Ukraine-Politik braucht er sich nicht zu verstecken. Aber ob er nochmal antritt, ist nicht nur eine persönliche Entscheidung von ihm. Es geht jetzt um die Frage, ob die SPD überlebt.“
Yüksel, der auch Landtagsabgeordneter ist und für den Bundestag kandidieren will, sagte weiter: „Wenn Sie in der SPD die Mitglieder befragen würden, wären 80 Prozent für Pistorius. Ich erlebe jeden Tag Leute, die sagen: Wir würden Euch wieder wählen, wenn Ihr einen anderen Kandidaten hättet.“
Die SPD Bochum gilt als eine Art Seismograph für die Stimmung in der Partei. Seit Tagen schon diskutiert die SPD über einen Tausch bei der Kanzlerkandidatur. Bislang schließt die Parteispitze aus, mit Pistorius statt Scholz in den Wahlkampf zu ziehen.
Yüksel forderte den Kanzler auf, den Weg noch vor Weihnachten freizumachen. „Der 16. Dezember, das Datum der Vertrauensfrage, wäre eine gute Gelegenheit für Scholz zu sagen: Ich trete nicht noch einmal an. Das könnte ein Befreiungsschlag für uns werden.“ Er sei überzeugt, dass Pistorius Kanzler könne. „Er kommuniziert anders, er hat einen anderen Auftritt als Scholz. Gerade in diesen Zeiten muss man Demokratie erklären, nicht nur verteidigen.“
Das Argument, für einen Wechsel sei es zu spät, ziehe nicht. „Boris Pistorius kennt jeder. Man könnte ihn von jetzt auf gleich nominieren. Wenn wir ihn auf dem Parteitag im Januar aufstellen, hätten wir über 30 Tage Zeit, mit ihm Wahlkampf zu machen.“
Foto: Boris Pistorius am 13.11.2024 [dts]