Der 3Sat-Moderator Gert Scobel hat die geplante Fusion der Kultursender 3Sat und Arte kritisiert. „Es ist und bleibt eine populistische Idee, abschalten zu wollen, was auf den ersten Blick sperriger erscheint als Mainstream“, schreibt Scobel in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.
In der aktuellen politischen Situation sei fundierte Information besonders wichtig. Demokratien seien in Wissen und Kultur eingebettet, „ohne sie herstellen zu können“, so Scobel. „Eine Demokratie, die sich selbst vor allem im Licht von Social-Media-Kanälen, Koch- und Spielesendungen sowie Talking-Dead-Veranstaltungen spiegelt, weiß zu wenig und kann leicht so lange `transformiert` werden, bis alle Messlatten am Boden liegen.“
Gerade in finsteren Zeiten trügen fundierte Kommunikation von Wissen, die Stärkung des Möglichkeitssinns und wirksamer Resilienz ebenso wie der aufrechte Blick für die Vielfalt der Realitätserfahrungen entscheidend dazu bei, „gemeinsam nicht nur gut zu leben, sondern auch zu überleben“, so Scobel. „Wie selten nach 1945“ käme es auf Medien an, die „der Gemeinschaft in ihrer Vielstimmigkeit helfen, um freundlicher, auch hoffnungsvoller miteinander zu (über-)leben“.
Im Gegensatz zu den meisten Talkshows könne in den Kultursendern noch „erlebt werden, wie tatsächlich öffentlich und miteinander gedacht wird“, schreibt der Moderator. Dort gehe es „um das bessere Argument, um aufhellende Hintergrundanalyse und Vermehrung von Wissen und Einsicht in andere Lebenswelten“. Zudem vergesse der Diskussionsentwurf für die Reform, dass 3sat weitaus mehr sei als „Kultur“. Insbesondere Sendungen über Bildung, Wissenschaft oder Philosophie fielen unter den Tisch, ihnen drohe sogar spätestens am 1.1.2033 das Ende der linearen Ausstrahlung.
Scobel forderte die Bundesbürger auf, sich zu den Reformplänen zu äußern. Bis zum 11. Oktober könne man der Kommission noch schreiben. „Tun Sie`s“, appellierte er.
Foto: Gert Scobel (Archiv) [dts]