Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, hat sich desillusioniert gezeigt nach dem Anschlag auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokuzentrum am 5. September in München. „Genauso wie Hitler damals nicht vom Himmel gefallen ist, kommen diese Terror-Aktionen nicht aus dem Nichts“, sagte die 91 Jahre alte Holocaust-Überlebende der „Süddeutschen Zeitung“.
Der Schock gehe durch die ganze jüdische Gemeinde, für sie persönlich gehe das noch tiefer. „Es ärgert mich furchtbar, unter welchen Umständen wir heutzutage leben müssen. Nicht nur wir als jüdische Gemeinschaft, sondern als Gesellschaft insgesamt.“
Mit dem Anschlag in München sei erneut sichtbar geworden, was jüdische Menschen seit einem Jahr nach dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel umtreibe. Viele Gemeindemitglieder sagten ihr inzwischen, sie hätten einen Fehler gemacht, als sie nach Deutschland kamen. „Besonders die Zuwanderer in unserer Gemeinde. Sie dachten immer, dass sie im freien Deutschland geschützt sind. Jetzt sehen sie, dass es gefährlich anders sein kann.“ Das Sicherheitsgefühl der jüdischen Menschen insgesamt habe stark abgenommen.
Auch privat hat Knobloch eine schwierige Situation wegen der von ihr als zunehmend antisemitisch wahrgenommenen Stimmung in Deutschland erlebt. Sie habe nach dem 7. Oktober 2023 ihre Enkelin samt zwei Kindern zu sich nach München geholt, weil diese den Sirenenalarm bei Raketenangriffen in Israel nicht ausgehalten hätten. „Nach drei Wochen ist sie verstört zurückgeflogen nach Israel. Zur Erklärung sagte sie mir, sie fühle sich in Israel besser geschützt als in Deutschland.“
Vorangegangen war ein Erlebnis in der Münchner U-Bahn. „Die Kinder waren ein bisschen lauter und haben Hebräisch gesprochen. Von den Fahrgästen gab es böse Blicke und sie fühlte sich bedroht, als die Leute aufgestanden sind. Am nächsten Tag war sie weg. Ich muss sagen, ich war sehr, sehr unglücklich darüber“, sagte Knobloch.
Foto: Charlotte Knobloch (Archiv) [dts]