Kurz vor den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen hat der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk den Aufstieg der AfD und des BSW in Ostdeutschland als Langzeitfolge der DDR-Diktatur bezeichnet.
„Die Prägungen durch die kommunistische Propaganda-Dauerbeschallung und das SED-Regime wirken im Osten fort, und, was sehr wichtig ist, sie werden von Generation zu Generation weitergegeben“, sagte der Geschichtswissenschaftler und Publizist dem „Tagesspiegel“. „Autoritäre, illiberale Staatsvorstellungen“ seien in AfD und BSW „gleich stark vertreten, weshalb sie für mich Schwesterparteien sind“, fügte der Autor hinzu.
Beide Parteien wollten „einen illiberalen Staat nach dem Beispiel von Victor Orban oder ein autoritäres Staatssystem wie Wladimir Putin aufbauen“, so Kowalczuk. Die Sympathie für solche Ideen im Osten lasse sich „vor allem aus der Diktaturerfahrung in den Jahrzehnten zuvor erklären“.
Im Hinblick auf die Zukunft der liberalen Demokratie in Deutschland ist der Historiker pessimistisch. „Ich gehe davon aus, dass wir über kurz oder lang ein autoritäres Staatssystem auch in Deutschland erleben werden“, sagte er. Er halte eine Entwicklung hin zu einer illiberalen Demokratie wie etwa in Ungarn für wahrscheinlich. „Jeder Wahlsieg der Extremisten von links und rechts wird es schwerer machen, die Freiheit zu verteidigen“, warnte er. „Sie werden sich nicht entzaubern, wenn sie an der Macht sind.“
Foto: AfD- und BSW-Wahlplakat zur Landtagswahl in Brandenburg (Archiv) [dts]