Kassenärztechef Andreas Gassen verteidigt den früheren Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gegen Kritik an teuren Masken-Deals. „Die Diskussion über die hektische Maskenbeschaffung ist überzogen, und die Vorwürfe an Spahn und seine Mitarbeiter halte ich für unfair“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstagsausgabe).
Spahn wird vorgeworfen, bei der Maskenbeschaffung in der Anfangszeit der Corona-Pandemie gegen Vergaberegeln verstoßen zu haben. Nach einem kritischen Bericht des Bundesrechnungshofes hat sein Nachfolger als Gesundheitsminister, Karl Lauterbach (SPD), eine umfassende Aufklärung angekündigt. Ob Spahns Ausschreibungen letztlich zu 100 Prozent formal korrekt gewesen seien, könne er zwar nicht beurteilen, „aber erst nach Masken zu schreien und später das hemdsärmelige Vorgehen zum Skandal zu machen, ist wohlfeil“, sagte Gassen der NOZ. „Was hätte Spahn denn machen sollen? In Europa wurden keine Masken hergestellt. Das Zeug kam aus Fernost, dort herrschten teils Wildwest-Methoden.“
Die Kassenärztlichen Vereinigungen hätten selbst verzweifelt versucht, Masken für die Arztpraxen aufzutreiben, wo sie sehr dringend gebraucht wurden, so Gassen. „Aber es gab schlicht nichts. Es war ein Ausnahmezustand“, sagte der KBV-Chef. „Wichtiger als die Rachegelüste des ein oder anderen zu befriedigen, wäre es, die notwendigen Lehren zu ziehen, um uns für das nächste Virus zu wappnen.“
Dazu nannte Gassen drei konkrete Punkte: „Erstens: Den öffentlichen Gesundheitsdienst stärken und enger einbinden. Zweitens: Einen Pandemie-Notfallplan aufstellen, damit jeder weiß, was er wann zu tun hat. Und drittens brauchen wir eine kluge Bevorratung von Schutzausrüstung.“ Viel mehr könne man nicht tun. Das Horten von Impfstoffen wäre wenig zielführend. „Denn wie das nächste Virus aussieht, weiß kein Mensch.“
Foto: Jens Spahn (Archiv) [dts]