Der Zentralrat der Jesiden fordert von der Bundesregierung mehr Anstrengungen zur Rückholung von deutschen Staatsbürgern aus nordsyrischen Gefängniscamps.
Hintergrund ist, dass unter Anhängern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auch verschleppte Jesidinnen vermutet werden: „In dem Lager verheimlichen sie ihre wahre Identität und leben seit Jahren unerkannt unter den Terroristen“, sagte der Zentralratsvorsitzende Irfan Ortac der „Rheinischen Post“ (Samstagsausgabe). „Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass Deutschland und die USA ihre Verbindungen zu den Kurden nicht nutzen, um systematisch die Identität der Lagerinsassen zu überprüfen.“
Er erläuterte: „Es handelt sich um Camps, die von kurdischen Milizen bewacht werden, die mit den USA verbündet sind.“ Es gehe darum, dass Deutschland als Staat seine Aufgaben erfülle: es seien schließlich auch deutsche Staatsbürger in dem Camp. „Die haben das Recht auf Betreuung, wenn sie Opfer sind. Und Deutschland muss sie strafrechtlich verfolgen, wenn sie Täter sind.“
Wie die Zeitung unter Berufung auf das Auswärtige Amt schreibt, hat die Bundesregierung Kenntnis von einer niedrigen zweistelligen Zahl an Frauen mit ihren Kindern mit Deutschlandbezug, die sich derzeit noch in Lagern in Nordost-Syrien aufhalten. Eine Rückholung von Frauen und deren minderjährigen Kindern sei nur möglich, wenn die Betroffenen dies wollten, hieß es. Insgesamt 80 Kinder und ein Heranwachsender, der als Kind nach Syrien kam, wurden demnach bislang zusammen mit 27 Frauen aus dem Nordosten Syriens nach Deutschland zurückgeholt.
Foto: Syrien (Archiv) [dts]