Der ehemalige Außenminister und aktuelle Vorsitzender der Atlantik-Brücke, Sigmar Gabriel, ist der Ansicht, dass Kamala Harris Europa nach einem möglichen Wahlsieg weiter als Partner der USA sieht. Er glaube, man würde sie als eine Präsidentin erleben, „die sehr engagiert mit Europa zusammenarbeiten wird“, sagte Gabriel am Freitag dem Deutschlandfunk.
Harris wisse, dass „selbst das starke Amerika“ im 21. Jahrhundert Alliierte brauche und nur mit anderen gemeinsam „die Welt in Balance“ halten könne, so der Vereinsvorsitzende. Sie sei immer auf der Münchener Sicherheitskonferenz gewesen und habe sich nach dem russischen Angriffskrieg „klar positioniert“, und zwar „an der Seite Europas“, sagte der ehemalige SPD-Vorsitzende.
Tatsächlich sei es so, dass „wir als Europäer“ stärker werden müssten, „auch damit die Vereinigten Staaten uns ernst nehmen“. Denn es gäbe auch Konflikte mit den USA, so Gabriel. Natürlich wolle man mit den USA, Kanada und anderen westlich orientierten Staaten zusammenarbeiten, doch das müsse ein „selbstbewusstes Europa“ tun, sagte das Atlantik-Brücken-Mitglied.
Der amtierende US-Präsident Joe Biden gehöre zu der Generation in den USA, für die ihr gesamtes Leben lang Europa der „wichtigste Alliierte“ gewesen sei, sagte der ehemalige Bundestagsabgeordnete. Harris werde „sich immer stärker dem Indopazifik hinwenden, denn dort liegt die große Herausforderung China“, so Gabriel. Trotzdem wisse sie, dass sie Europa als Verbündeten brauche, sagte der deutsche Politiker.
Die Allianz sei jedoch eine andere, „als wir das in der Vergangenheit kannten“, so das Aufsichtsrats-Mitglied mehrerer Konzerne. Die USA würden sich nun Richtung Westen wenden und erwarteten von den Europäern, dass sie „in unserer Region auch im Nahen Osten wesentlich stärker aktiv werden“, sagte der ehemalige SPD-Vorsitzende.
Foto: Sigmar Gabriel (Archiv) [dts]