Von der Suche nach einem Atommüll-Endlager will Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) den größten Teil Deutschlands zeitnah ausschließen.
Laut Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) kommen 54 Prozent Deutschlands potenziell infrage. Erst Ende 2027 will die Lemke unterstellte Bundesgesellschaft bekanntgeben, welche Regionen vertieft untersucht werden. „Ich erwarte aber“, sagte Lemke dem „Tagesspiegel“, „dass die BGE-Experten bereits deutlich früher für Klarheit sorgen und weite Teile der Republik ausschließen werden“.
Zuvor hatte ein Gutachten des Öko-Instituts im Auftrag des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung für Verunsicherung gesorgt. Es kommt zum Schluss, dass die Suche nach einem Endlager noch bis 2074 dauern könnte. Lemke kritisierte das Gutachten ihrer Behörde. Man brauche früher als 2074 Klarheit. „Bis Mitte des Jahrhunderts müssen und können wir ein Endlager finden. Das sind wir auch den Menschen in den Orten mit Zwischenlagern schuldig.“
Die Grünenpolitikerin verteidigte jedoch den 2017 vom Bundestag beschlossenen Ansatz, das Endlager nach streng geologischen Erkenntnissen zu finden und dabei zunächst ganz Deutschland zu betrachten – auch dicht besiedelte Regionen. „Der Fehler der Vergangenheit war ja, einen politisch gesetzten Standort durchdrücken zu wollen“, sagte Lemke. Das habe nicht funktioniert. „Deshalb bietet allein Wissenschaftlichkeit die Grundlage für Akzeptanz.“ Auch Sicherheit, Transparenz und Beteiligung blieben bei der Endlagersuche weiter wichtig, so Lemke.
Foto: Atomkraftwerk (Archiv) [dts]