Geplanter Erdogan-Besuch sorgt für Kontroverse

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, sieht keinen Grund, den geplanten Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan beim Viertelfinalspiel der Türkei bei der Fußball-Europameisterschaft in Berlin zu kritisieren. „Wenn Erdogan nach Berlin kommen will, dann soll er kommen“, sagte Sofuoglu dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagausgaben).

„Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Andere Präsidenten und Könige kommen ebenfalls zu den Spielen ihrer Mannschaften. Als Viktor Orbán zum Spiel der ungarischen Mannschaft nach Stuttgart gekommen ist, hat sich auch niemand aufgeregt“, so Sofuoglu. Das müsse für den türkischen Präsidenten dann genauso gelten.

Der Innenpolitiker Stefan Heck (CDU) sieht das anders. „Sie müssen davon ausgehen, dass Herr Erdogan nicht aus sportlichen Gründen nach Berlin kommt“, sagte Heck dem TV-Sender „Welt“ am Donnerstag. „Der Anlass ist das Viertelfinale der türkischen Mannschaft. Aber der eigentliche Grund dahinter ist natürlich ein ganz anderer. Wir haben immer wieder erlebt, wie sich Erdogan in die deutsche Innenpolitik eingemischt hat.“ In diesem Zusammenhang müsse man auch den Besuch am kommenden Samstag sehen, so der CDU-Politiker. „Das ist eine klare Provokation, und wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie hierauf auch eine klare Antwort findet.“

Es sei richtig, dass Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) den türkischen Botschafter wegen der Wolfsgruß-Affäre einbestellt habe, sagte Heck. „Aber das reicht natürlich nicht aus. Wir brauchen, wenn Erdogan hier in Deutschland ist, eine sehr klare Ansprache der Bundesregierung ihm gegenüber.“ Auch innenpolitische Maßnahmen müssten folgen. „Wir erwarten insbesondere, dass die Grauen Wölfe hier endlich verboten werden.“

Bislang sei aber trotz aller öffentlichen Kritik durch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) nichts geschehen, bemängelte Heck. „An Lippenbekenntnissen hat es nicht gefehlt in den letzten Monaten. Aber wir erwarten jetzt weitere Schritte, die endlich folgen müssen. Da hat sich bislang noch nichts getan. Die können weiterhin völlig ungehindert hier ihren Extremismus ausleben“, behauptete Heck. „Und darauf braucht es jetzt eine Antwort.“

Foto: Recep Tayyip Erdogan (Archiv) [dts]

 

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