AIDA rechnet mit starkem Wachstum für Kreuzfahrt-Geschäft

Der Präsident des drittgrößten deutschen Reiseveranstalters AIDA Cruises, Felix Eichhorn, rechnet mit einem starken Wachstum des Kreuzfahrtgeschäfts in den kommenden Jahren. „Es gibt in Deutschland knapp drei Millionen Gäste, die pro Jahr eine Kreuzfahrt machen“, sagte Eichhorn in der „Welt am Sonntag“. „Wir sind optimistisch, dass wir innerhalb der nächsten zehn Jahre als Branche auch vier Millionen Kreuzfahrtgäste begrüßen können.“

Es handele sich um einen „dynamischen Wachstumsmarkt“, sagte Eichhorn. „Unsere Gästezahlen steigen, die Schiffe sind sehr gut ausgelastet und wir wachsen als inzwischen drittgrößter Reiseveranstalter in Deutschland profitabel.“

Kritik an dieser Reiseform wies der Flottenchef zurück. Die Proteste gegen Übertourismus zum Beispiel in Barcelona oder auf den Balearen richteten sich nicht gegen Kreuzfahrt-Touristen, sagte Eichhorn. Der Auslöser dort sei vor allem Wohnungsmangel und Mietpreissteigerungen zurückzuführen, weil zu viele private Unterkünfte angeboten werden. „Kreuzfahrer stehen hier nicht im Fokus, denn die haben ihr Hotelzimmer immer dabei und nehmen niemandem Wohnraum weg“, sagte Eichhorn. „Selbst an einigen touristischen Hotspots liegt der Anteil der Kreuzfahrtgäste nur im unteren einstelligen Prozentbereich.“

Im Übrigen habe die Kreuzfahrtbranche dazugelernt. Tagesausflüge der Gäste würden zeitlich gestaffelt und aufgeteilt. „Wir müssen nicht alle Gäste mittags zur Sagrada Familia bringen, wir bieten zeitgleich attraktive Ausflüge ins Umland an“, sagte Eichhorn. „Ich verstehe, dass viele Menschen schon wegen der Sichtbarkeit der großen Schiffe Overtourism und Kreuzfahrt gleichsetzen. Aber das ist ein Trugschluss.“ Man arbeite mit allen Hafenbetreibern und Kommunen an gemeinsamen Lösungen.

Einen neuen Trend sieht der AIDA-Chef in der rückläufigen Zahl von Fluganreisen. Inzwischen starte fast jeder zweite Gast von einem deutschen Hafen aus, im Sommer seien es fast 80 Prozent. Auch gebe es einen Trend hin zu Nord- und Westeuropa. „Früher hatten wir drei Schiffe im Mittelmeer und eins in Nordeuropa stationiert“, sagte Eichhorn. „Heute haben wir elf Schiffe, davon sind acht in Nordeuropa stationiert.“

In Bezug auf umweltfreundliche Kraftstoffe sei viel in Bewegung, sagte Eichhorn. „Unsere beiden größten Schiffe, „Aida Nova“ und „Aida Cosma“, sind während der Schiffsreise mit dem Flüssiggas LNG und einer signifikanten Reduktion der CO2-Emissionen unterwegs.“ Das betreffe rund ein Drittel ihrer Gesamtkapazitäten. „Unser Ziel ist es, in Zukunft etwa mit Bio-LNG zu fahren, sobald klimaneutrale Treibstoffe verfügbar sein werden.“

Derzeit verursachen Kreuzfahrten laut Umweltbundesamt meist noch besonders hohe CO2-Emissionen. Je nach zurückgelegter Strecke und nach Antriebsart gibt es deutliche Unterschiede. Die meisten Kreuzfahrtschiffe werden immer noch mit besonders klima- und umweltschädlichem Schweröl betrieben. Auch verflüssigtes Erdgas (LNG) trägt zur Erderhitzung bei: Das aus Schiffen entweichende Methan habe eine 86-Mal stärkere Klimawirkung als CO2, kritisiert der Naturschutzbund Deutschland.

Foto: AIDAsol (Archiv) [dts]

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