Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD), hat sich schockiert über die Ergebnisse einer am Donnerstag von der Organisation „Gesicht Zeigen“ veröffentlichten Studie über die weite Verbreitung von Rechtsextremismus am Arbeitsplatz in Deutschland gezeigt. „Die Ergebnisse der Umfrage sind alarmierend“, sagte Alabali-Radovan dem „Tagesspiegel“.
Rechtsextremismus gebe es in allen Bereichen des Alltags. „Rechtsextreme Parolen, die auf Partys gegrölt werden, wie jüngst auf Sylt und an anderen Orten in Deutschland, sind nur die Spitze des Eisbergs“, so die SPD-Politikerin. Die vielen rechtsextremen und rassistischen Einstellungen und alltäglichen Erfahrungen am Arbeitsplatz schafften ein Klima der Angst und des Hasses. „Es schadet uns allen“.
„Besonders besorgt mich, wie die Studie auch zeigt, wenn rechtsextreme Äußerungen oft ohne Konsequenzen bleiben, weil Betroffene nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen oder wie sie sich zur Wehr setzen und selber schützen können“, sagte Alabali-Radovan und nimmt die Unternehmen in die Verantwortung: „Kein beiläufiger Spruch, keine vermeintlich witzige Parole darf unwidersprochen stehen bleiben.“
Ein diskriminierungsfreies und antirassistisches Arbeitsumfeld sei ein Qualitätsmerkmal für Firmen. Viele Betriebe und Betriebsräte hätten das auch verstanden und handelten danach. „Jeder Betrieb und jedes Unternehmen kann einen Unterschied machen, indem es sich eindeutig positioniert, das Personal schult, Meldestellen einrichtet und Betroffene ernst nimmt“, sagte die SPD-Politikerin.
In der bundesweiten Umfrage unter 2.500 abhängig Beschäftigten gab jede dritte beschäftigte Person an, schon einmal Zeuge rechtsextremer Einstellungen am Arbeitsplatz geworden zu sein, fast jede zehnte wurde gar Opfer rechtsextremer Anfeindung.
Foto: Pony-Bar auf Sylt (Archiv) [dts]