Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Achim Wambach, fordert eine wirtschaftspolitische Wende Deutschlands nach französischem Vorbild und eine Rückbesinnung auf alte Stärken. „Im internationalen Vergleich ist der Investitionsstandort Deutschland ganz schön abgerutscht“, sagte Wambach der Mediengruppe Bayern.
Trotzdem kritisiert er Firmenansiedlungen durch staatliche Subventionen. Zwar zeigten einzelne Großinvestitionen wie von Tesla in Brandenburg oder von Eli Lilly in Rheinland-Pfalz, dass „Deutschland sowohl im Automobilsektor als auch im Pharmasektor zu den führenden Standorten weltweit gehört“, doch dass einige Unternehmen, wie der Chiphersteller Intel in Sachsen-Anhalt oder der Batteriehersteller Northvolt in Schleswig-Holstein, mit hohen Subventionen nach Deutschland gelockt worden seien, sei „nicht Ausdruck der Stärke des hiesigen Standorts, sondern der Finanzkraft Deutschlands“, so Wambach.
Als gutes Beispiel für Auslandsinvestitionen nennt der Experte Frankreich. „Präsident Macron lädt seit einigen Jahren im Rahmen seiner Kampagne „Invest in France“ regelmäßig Unternehmer und Manager nach Versailles ein. Gleichzeitig hat die französische Regierung einiges getan, um Frankreich als Investitionsstandort attraktiver zu machen. Und es zahlt sich aus – die Investitionen aus dem Ausland in Frankreich steigen“, so der ZEW-Präsident.
Unternehmen kämen nach Deutschland, weil im internationalen Vergleich die Ausbildung hier sehr gut sei. „Deutschlands Stärke sind das Wissen und die Fähigkeiten der Menschen, die hier leben und arbeiten“, erklärte er. „Beim Innovationsindikator, den das ZEW mit herausbringt, steht Deutschland vor Frankreich, den USA, China und England. Diese Stärke muss aber immer wieder neu erarbeitet werden.“ Die schlechten Ergebnisse beim letzten Pisa-Test seien ein Weckruf.
Foto: ZEW (Archiv) [dts]