Im Vorfeld der Abstimmung in der UN-Vollversammlung über eine Srebrenica-Gedenktag-Resolution sieht der Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, Christian Schmidt, eine Versöhnung zwischen den Volksgruppen Bosniaken und Serben in dem Balkanland immer noch nicht eingetreten. Er sagte den Sendern RTL und ntv, dass viele Menschen trauern, andere würden hingegen die Straftäter von damals feiern.
„Deswegen soll jetzt der 11. Juli – das ist der Tag, an dem 1995 das Massaker und der Genozid, der Völkermord, stattgefunden hat – zum Gedenktag erklärt werden“, sagte Schmidt. Laut Schmidt-Sprecher Zoran Gojic soll die Abstimmung am 9. Mai in der UN-Vollversammlung stattfinden.
Die politische Führung der Serben in der Republik Srpska protestiert gegen den geplanten Gedenktag. „Sie werden auf der politischen Ebene manche finden, die gerade das Gedenken instrumentalisieren“, sagte Schmidt. Der Präsident der Republik Srpska, Milorad Dodik, leugnet den Genozid und droht mit einer Abspaltung seines Landesteils von Bosnien.
„Das ist das Problem. Ich sehe nicht die Gefahr eines erneuten Krieges oder eines Völkermordes“, so Schmidt. „Und ich soll verhindern und tue das, dass hier über die Stränge geschlagen wird zum Nachteil der Menschen.“
Im Juli 1995 wurden mehr als 8.000 bosnisch-muslimische Männer und Jungen von bosnisch-serbischen Streitkräften nahe der Stadt Srebrenica zusammengetrieben und getötet. Es gilt als der schlimmste Massenmord in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Massaker wurde bereits in verschiedenen Urteilen des Internationalen Strafgerichtshofs als Völkermord eingestuft.
Die Resolution, die den 11. Juli zum Internationalen Gedenktag für den Völkermord in Srebrenica erklären soll, wurde von Deutschland und Ruanda initiiert.
Foto: Christian Schmidt (Archiv) [dts]