Der Deutsche Landkreistag (DLT) hat die zunehmende Wohnungsnot an den Küsten bemängelt und die Politik zum Handeln aufgefordert. „Nicht nur auf Sylt, in fast allen Küstenregionen sind Mietwohnungen etwa für Angestellte im Tourismus und im Einzelhandel brutal knapp geworden“, sagte DLT-Präsident Reinhard Sager der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwochausgabe).
Gemeinden versuchten zwar, selbst zu bauen, oder nutzen Wohnungsbaugesellschaften. „Aber die Bauvorschriften sind viel zu streng. Die Ampel-Regierung muss Rahmenbedingungen schaffen, damit schneller und billiger gebaut werden kann“, forderte Sager.
„Wir haben 700 Leute auf unseren Bewerberlisten, ganz viele von ihnen sind wirklich akut von Wohnungsnot bedroht“, sagte Olaf Henschen, Geschäftsführer der Gesellschaft Wohn-Eck, die sich um soziale Wohnraumlösungen in Nordfriesland kümmert, der Zeitung. „Und viele suchen teils Jahre vergebens, bevor sie sich an uns wenden.“ Nicht nur in Touristen-Hotspots, auch in ländlichen Regionen am Meer herrsche inzwischen Knappheit.
Während Immobilien im letzten Jahr fast überall an Wert verloren, legten sie in Küstennähe fast überall zu, wie aus dem aktuellen Wohnatlas der Postbank hervorgeht. Der Trend soll sich noch Jahre fortsetzen, prognostiziert die Postbank. Nach Angaben des Landratsamtes von Nordfriesland liegen die Mieten in Neubauten in Küstennähe pro Quadratmeter netto und kalt inzwischen bei 15 bis 18 Euro.
Weil unklar sei, ob Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) und die Ampel-Regierung die Baustandards senken, sei die Bautätigkeit „fast zum Erliegen gekommen“, beklagte Henschen. „Es fehlt Verlässlichkeit und Planungssicherheit. Die Unsicherheit, die die Ampel angerichtet hat, ist desaströs.“ Wohnungsbaugesellschaften ließen Grundstücke ruhen, weil sie nicht wüssten, was komme. „Also: Runter mit den Standards, auch im sozialen Wohnungsbau, das würde das Bauen massiv beschleunigen und verbilligen“.
Die Politik müsse sich „ehrlich machen“, sagte DLT-Präsident Sager. „Der Bundeskanzler oder seine Bauministerin bauen keine Wohnungen, sondern die Wirtschaft baut. Herr Scholz und Frau Geywitz müssen Rahmenbedingungen schaffen, und wir laden Frau Geywitz zu uns ein, sich die Probleme vor Ort anzuschauen und bei den Betroffenen einen Eindruck zu gewinnen, was getan werden muss, um die Hürden für das Bauen wirkungsvoll zu senken.“
Foto: Küstenschutz (Archiv) [dts]