Geldwäsche-Experte sieht Behörden nicht ausreichend gewappnet

Kilian Wegner, Juniorprofessor für Strafrecht an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder, sieht Deutschland im Kampf gegen Geldwäsche schlecht aufgestellt. „Die Schwächen Deutschlands in der Geldwäscheabwehr sind nicht unbedingt gravierender als in den Nachbarländern, aber da wir eine besonders große und international vernetzte Volkswirtschaft haben, wirken sie bei uns besonders anziehend auf inkriminiertes Geld aus aller Welt“, erklärte Wegner der Mediengruppe Bayern (Samstagsausgaben).

„Eine stark zersplitterte, schwach ausgestattete Sicherheitsarchitektur tut dann ihr Übriges dazu, dass zumindest professionell agierende Geldwäscher sich hierzulande nicht ernsthaft Sorgen machen müssen, aufzufliegen.“

„Polizei und Staatsanwaltschaft brauchen mehr Kapazitäten für Finanzermittlungen“ sowie „besseren Informationsaustausch“ Um Geldwäsche wirkungsvoller zu bekämpfen, „bräuchte Deutschland in Polizei und Staatsanwaltschaft mehr Kapazitäten für Finanzermittlungen und die bestehenden Einheiten müssten besser im Informationsaustausch werden“.

Er forderte, die Geldwäscheaufsicht professioneller aufzustellen, insbesondere auch wenn es um Krypto-Dienstleister und FinTechs gehe. „Man müsste außerdem viel stärker gegen intransparente Unternehmenskonstruktionen einschreiten, bei denen die Hinterleute unbekannt sind, und gesetzliche Regelungen schaffen, um Vermögen verdächtiger Herkunft leichter einziehen zu können“, sagte Wegner.

Als Beispiele für Wirtschaftsakteure, die von der Geldwäsche profitieren, nannte der Strafrechtler Makler, Finanzdienstleister oder Anwaltskanzleien, aber auch Unternehmen wie zum Beispiel Werften, die teure Jachten bauen oder reparieren. „10.000-Euro-Schwelle für Bargeldgeschäfte viel zu hoch angesetzt: So lässt sich in kurzer Zeit eine erhebliche Menge Geld sammeln“ Europas neue Gesetzgebung, die Bargeldgeschäfte auf 10.000 Euro beschränken will, sei ein wichtiger Schritt. Doch der Geldwäsche-Experte schränkt ein: „Man darf die Wirkung eines solchen Bargeldverbots nicht überschätzen. Es hat den Vorteil, dass Kriminelle sich etwas mehr anstrengen müssen, um inkriminiertes Bargeld in den Wirtschaftskreislauf zu bringen.“

So müssten sie gegenüber der Bank eine Geschichte erfinden, woher das von ihnen eingezahlte Bargeld stammt. Ein Geldwäscher könne dann nicht mehr behaupten, er habe den bei ihm gefundenen Haufen Geldscheine aus alltäglichen Geschäften erlangt. Wegner hält „die Schwelle von 10.000 Euro allerdings viel zu hoch angesetzt, denn bei Transaktionen in dieser Größenordnung lässt sich schon in kurzer Zeit eine erhebliche Menge Geld sammeln.“

Foto: Euroscheine (Archiv) [dts]

 

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