Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert nach Ansicht ihres Ratsmitglieds Robert Holzmann auf mehrere Zinssenkungen zu, sollte sich damit aber Zeit lassen. Er sehe „überhaupt keinen Anlass, dass wir die Leitzinsen zu schnell zu stark senken“, sagte Holzmann dem „Handelsblatt“ (Donnerstagausgabe).
Er kontert damit Forderungen einiger Euro-Notenbanker, die sich schon jetzt für eine mögliche zweite Zinssenkung im Juli starkmachen. Vom Beginn der Zinswende im Juni könnte den EZB-Rats allenfalls noch ein Ölpreisschock abhalten, so Holzmann. Für ihn spielt auch das Zögern der US-Notenbank Fed eine Rolle: „Bis zu einem gewissen Grad sind wir mit unseren Daten und Entscheidungen naturgemäß von der Fed beeinflusst.“
Somit relativiert der Präsident der österreichischen Notenbank Aussagen von Christine Lagarde. Die EZB-Chefin hat mehfach betont, die EZB werde unabhängig von der Fed über ihre Zinspolitik entscheiden. „Unsere ökonomischen Modelle zeigen, dass Fed-Entscheidungen auf Europa durchschlagen“, sagte Holzmann. „Diese Effekte müssen wir in unsere Entscheidungen einbeziehen.“
Das Ansinnen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, das Mandat der EZB auszuweiten, weist Holzmann kategorisch zurück. „Die Aufgabe einer Zentralbank ist Preisstabilität“, sagte Holzmann. Ein Doppelmandat, wie es die US-Notenbank Fed mit Preisstabilität und Vollbeschäftigung hat, lehnt Holzmann ebenso ab wie eine stärkere Rolle der EZB im Kampf gegen Klimawandel. „Es ist nicht Aufgabe der EZB, bestimmte Politikziele wie die Energiewende zu begünstigen.“
Foto: EZB (Archiv) [dts]