Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich zuversichtlich gezeigt, dass die Ukraine den russischen Angriff noch abwehren kann. „Wir haben die Tapferkeit und den Mut der ukrainischen Streitkräfte gesehen“, sagte Stoltenberg dem ARD-Hauptstadtstudio. Er verwies zudem auf neue milliardenschwere Hilfen aus den USA und auf zusätzliche Unterstützung aus Europa.
Zu Beginn des Kriegs hätten die meisten Fachleute damit gerechnet, dass die russischen Invasoren die Ukraine innerhalb von Wochen besiegen würden. Doch die Verteidiger hätten einen Großteil der Gebiete zurückerobert, die Russland zeitweise besetzt hatte. „Was sie jetzt brauchen, ist mehr Hilfe von uns – und dann werden sie in der Lage sein, sich zu behaupten“, sagte der Nato-Generalsekretär weiter.
Befürchtungen, durch die Militärhilfen für die Ukraine könnten Nato-Länder wie Deutschland in den Konflikt hineingezogen werden, entgegnete Stoltenberg, Russland führe einen Angriffskrieg. Die Ukraine habe das Recht, sich zu verteidigen – und die westlichen Verbündeten, das attackierte Land zu unterstützen.
„Keine Option ist ohne Risiko, wenn man einen Nachbarn wie Russland hat“, der bereit sei, zur Erreichung seiner Ziele militärische Gewalt anzuwenden und ein anderes Land zu überfallen, sagte der Nato-Generalsekretär. Doch das größte Risiko sieht er darin, das russische Regime gewähren zu lassen, weil sich Moskau in diesem Fall in seiner aggressiven Politik bestätigt sehen würde.
Das Engagement Deutschlands für die Ukraine lobte Stoltenberg ausdrücklich. „Deutschland ist der europäische Verbündete, der der Ukraine die meiste militärische Unterstützung zukommen lässt.“ Als Beispiele nannte der Nato-Generalsekretär Kampfpanzer, Luftverteidigungssysteme, Artillerie und Munition. „Deutschland geht mit gutem Beispiel voran.“
Das gelte auch mit Blick auf die Ostgrenze des Bündnisses: Den geplanten Aufbau einer Bundeswehr-Brigade in Litauen begrüßte Stoltenberg als Beitrag für die gemeinsame Sicherheit im Bündnis. Deutschland spiele beim Schutz der Nato-Ostflanke eine entscheidende Rolle. „Wir sind dafür sehr dankbar.“ In die Diskussion über eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern aus Deutschland an die Ukraine will sich der Nato-Generalsekretär nicht einmischen. Er wolle einzelnen Verbündeten keine öffentlichen Ratschläge erteilen, so Stoltenberg.
Foto: Jens Stoltenberg (Archiv) [dts]