Das Deutsche Studierendenwerk sieht eine starke Zunahme schwerer psychischer Probleme bei Studenten seit der Pandemie. „Wir bemerken die Corona-Folgen in der psychosozialen Beratung der Studierendenwerke“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Studierendenwerke, Matthias Anbuhl, den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. „Die Nachfrage ist stark angestiegen und auch die Themen haben sich verändert.“
„Früher ging es um Uni-Themen wie Prüfungsangst, Zeitmanagement. Heute spielen Themen wie Einsamkeit eine Rolle, Isolation, depressive Verstimmungen und Depressionen, die Frage nach dem Sinn des Studiums eine große Rolle, ja sogar Suizid-Absichten sind ein Thema. Ein krasser Wandel in kurzer Zeit.“
Anbuhl beklagte eine „Depriorisierung der Studierendenschaft während Corona“. Die Prägung betreffe alle Semester, selbst die Erstsemester. „Denn die waren ja als Schüler Corona und den Lockdowns ausgesetzt.“ Adäquate Hilfe sei nicht vorhanden. „Nein, sie erfahren nicht die Hilfe, die sie bräuchten. Es gibt zwar etliche Beratungsstellen, doch auf so einen Andrang sind sowohl wir Studierendenwerke als auch die Hochschulen nicht eingestellt gewesen. Wir haben viel zu wenige Ressourcen, um die Nachfrage wirklich zu befriedigen“, sagte Anbuhl. Seien früher Wartezeiten von zwei Wochen üblich gewesen, müssten die Betroffenen heute sechs bis acht Wochen auf eine Beratung warten.
Anbuhl forderte Bund und Länder zum Handeln auf: „Bund und Länder müssen sich dieser Problematik stellen.“ Es habe kurzzeitig mehr Geld für Berater gegeben, „aber dann hieß es, Corona sei vorbei und sie wurden abgebaut“. Aber man erlebe, dass es ist nicht vorbei sei. „Wir bräuchten zehn Millionen Euro für die nächsten vier Jahre, um mehr psychologische Beratung bei den Studierendenwerken möglich zu machen.“
Foto: Studenten in einer Bibliothek (Archiv) [dts]