Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko beklagt mit Blick auf sein Verhältnis zum ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einen Mangel an Zusammenhalt unter den führenden Politikern.
„Leider gibt es in dieser Kriegszeit keine Einheit zwischen den politischen Kräften“, sagte Klitschko den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben). Auf die Frage, ob sich Klitschko mit Selenskyj mittlerweile getroffen habe, um die Spannungen zwischen den beiden aus der Welt zu schaffen, sagte Klitschko: Seit dem Kriegsanfang habe er das zigmal versucht, weil von der Hauptstadt viel abhänge. „Aber leider hatte ich nicht die Gelegenheit, Selenskyj persönlich zu treffen. Wahrscheinlich hat er anderes zu tun.“
Wichtig sei es, in der aktuellen Lage politische Ambitionen zu vergessen. „In einer solchen Situation politischen Wettbewerb zu betreiben, ist Dummheit.“ Auf die Frage, ob er selbst Präsident werden wolle, verwies Klitschko auf die Zeit nach dem Krieg: „Es geht heute nicht um Träume, es muss jetzt um den Wunsch gehen, den Krieg zu gewinnen, den Krieg zu beenden und wieder Frieden zu haben. Danach können wir über politische Ambitionen sprechen.“
Es gebe viel zu viele Politiker, auch in der Zentralregierung, für die auch jetzt die persönlichen Ambitionen viel wichtiger seien als die Interessen des Landes, so Klitschko. Der Kiewer Bürgermeister warf der Zentralregierung zudem vor, nicht genug gegen die Korruption im Land zu tun.
Mit Blick auf seine beiden in Deutschland lebenden Söhne erklärte Klitschko, dass keine kurzfristige Rückkehr in die Ukraine geplant sei: Sein jüngerer Sohn sei gerade erst 19 Jahre alt geworden und studiere im Moment. Der ältere sei 22 und studiere ebenfalls. Beide hätten die Ukraine nicht wegen des Krieges verlassen, sondern seien in Deutschland aufgewachsen. Er wolle jedoch, dass seine Söhne „nach ihrem Abschluss sofort hierher kommen“, so Klitschko.
Foto: Vitali Klitschko (Archiv) [dts]