Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Andrew Ullmann, fordert, sogenannte Abnehmspritzen in die Erstattung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufzunehmen. „`Abnehmspritzen` sollten nicht als Lifestyle-Medikament betrachtet werden, sondern als Teil eines umfassenden Ansatzes zur Behandlung schwerer Adipositas und zur Verhinderung ihrer Folgeerkrankungen“, sagte Ullmann dem „Handelsblatt“ (Montagsausgabe).
Beim Krankheitsbild der Adipositas könne das Medikament eine „sinnvolle Ergänzung zur modularen ärztlichen Therapie“ sein. „Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen sollte dann möglich sein, wenn die Effektivität und Sicherheit des Mittels belegt ist und es im Rahmen der ärztlichen Behandlung verschrieben wird“, sagte er.
Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten derzeit in der Regel keine Abnehmmedikamente. „Wenn die medizinisch-wissenschaftliche Evidenz vorliegt, ist es wichtig, dass medizinische Innovationen schnell bei den betroffenen Patienten ankommen“, sagte Ullmann.
Am Montag ist Spatenstich des neuen Werks des US-Pharmakonzerns Eli Lilly im rheinland-pfälzischen Alzey, wo unter anderem auch das Präparat Mounjaro produziert werden soll. Die Hersteller hoffen auf eine Änderung bei der Erstattung, die laut Bundesgesundheitsministerium aber nicht geplant ist.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Heike Baehrens, wies auf Anfrage darauf hin, dass Medikamente aus gutem Grund von der Versorgung der gesetzlichen Krankenversicherung ausgeschlossen seien, die „überwiegend zur Abmagerung oder zur Zügelung des Appetits“ dienten. „Die Solidargemeinschaft der GKV-Versicherten muss sich darauf verlassen können, dass mit ihren Beiträgen sparsam umgegangen wird und medizinisch notwendige Leistungen bezahlt werden“, sagte sie dem „Handelsblatt“. Angesichts der schwierigen finanziellen Situation der GKV sei es schwer vorstellbar, aktuell an den gesetzlichen Regelungen etwas zu verändern.
Foto: Behandlungszimmer beim Arzt (Archiv) [dts]