Nach der Tarifeinigung bei der Deutschen Bahn rät die Union der Lokführergewerkschaft GDL und dem Unternehmen, Lehren aus dem Konflikt zu ziehen. „Ich kann beiden Parteien, Deutscher Bahn und GDL, nur empfehlen, zukünftig von Beginn an weniger verkrampft und dafür offener miteinander umzugehen“, sagte Fraktionsvize Ulrich Lange der „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe).
Es sei zu begrüßen, dass beide Seiten sich mit dem Optionsmodell bei der Arbeitszeit für mehr Flexibilität der Mitarbeiter in der jeweiligen Lebensphase entschieden hätten. „Gleichzeitig bedauere ich es, dass die Deutsche Bahn so lange gebraucht hat, sich für dieses neue Modell zu öffnen“, so der Verkehrsexperte. „Und die GDL muss sich trotz der Einigung fragen lassen, inwieweit es nötig gewesen ist, hierfür die Pendler und die Volkswirtschaft über einen so langen Zeitraum immer wieder in Geiselhaft zu nehmen.“
Die Einigung bringe nun aber wieder „die so dringend benötigte Verlässlichkeit auf die Schiene – sowohl für die Menschen, die über die Osterfeiertage nach Hause wollen, als auch für den Güterverkehr als wichtige Transportader für die deutsche Wirtschaft“, sagte Lange.
Der Fahrgastverband Pro Bahn lobte unterdessen die Tarifeinigung: „Das ist für die Fahrgäste eine ausgesprochene Erleichterung“, sagte der Vorsitzende Detlef Neuß der „Rheinischen Post“. Allerdings hätte man die Einigung „auch ohne so viele Streiks erzielen können“.
Der Kompromiss eines Wahlmodells bei der Arbeitszeit werde jedoch für die Bahn in der Umsetzung schwierig werden, ergänzte Neuß. „Man muss aber auch sagen: Ohne bessere Arbeitsbedingungen bekommt man kein neues Personal.“ Die Laufzeit bis 2029 sei relativ lang, sodass das Unternehmen nun Zeit habe, neue Mitarbeiter anzuwerben. „Das ist ja schließlich auch was“, sagte Neuß. Zumal die Bahn nicht nur unter dem allgemeinen Arbeitskräftemangel gelitten habe, „sondern die Jobs in der Schicht- und Wochenendarbeit sind bisher nicht attraktiv genug gewesen“, so der Pro-Bahn-Vorsitzende.
Foto: GDL-Streik (Archiv) [dts]