Roth: Documenta 16 wird wie geplant stattfinden

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) gibt sich zuversichtlich, dass die nächste Documenta nicht verschoben wird. „Die Documenta wird nach meiner Einschätzung wie geplant 2027 stattfinden“, sagte sie dem „Spiegel“.

Die Documenta steht gegenwärtig ohne Führung da, nachdem die alte Findungskommission im vergangenen November zurückgetreten war. Zuletzt gab es Spekulationen, die Kunstausstellung, die als eine der wichtigsten der Welt gilt, könnte verschoben werden oder gar ausfallen. Eigentlich sollte die neue Leitung Anfang dieses Jahres bestimmt werden.

„Es ist notwendig, sich erst über eine neue Struktur zu verständigen, bei der wir die Fehler der letzten Documenta berücksichtigen“, sagte Roth. „Ohne neue Struktur wird es von uns kein Geld geben.“

Die Documenta 15 fand im Sommer 2020 statt und war von Antisemitismusvorwürfen überschattet. Die Ausstellung wird vom Land Hessen, der Stadt Kassel und dem Bund getragen.

Roth warf nach dem Eklat bei der Berlinale am vergangenen Wochenende zudem Teilen der politischen Linken Judenhass vor. „Es gibt bei Linksradikalen diesen ekelhaften offenen Antisemitismus“, sagte die Grünenpolitikerin. Tiefpunkt der Preisverleihung sei der Auftritt des US-Filmemachers Ben Russell gewesen. Er hatte Israel einen Genozid an den Palästinensern vorgeworfen. „Das hat, bei allem Mitgefühl für das Leid der Zivilisten, nun wirklich nichts mit der Situation im Gazastreifen zu tun“, sagte Roth. „Russells Auftritt war unerträglich.“

Die Verantwortung für die „missglückte und zum Teil unerträgliche Preisverleihung“ sieht die Kulturstaatsministerin bei der Berlinale-Leitung. „Es hätte eine ganz andere und bessere Vorbereitung geben müssen, wie man mit entsprechenden Auftritten umgeht, das nicht stehen lässt und wer das vonseiten der Berlinale tut“, kritisierte Roth. Sie verteidigte ihre eigene Passivität bei der Verleihung: Sie tue sich sehr schwer mit der Vorstellung, dass bei einem internationalen Filmfestival, einer Kulturveranstaltung, bei der die Berlinale die Gastgeberin sei, Vertreter von Bund und Land und damit des Staates intervenieren.

Skeptisch äußerte sich Roth zur Idee, staatliche Förderungen an Kulturinstitutionen von einer Antisemitismusklausel abhängig zu machen. „Man hat es ja in Berlin gesehen, Kultursenator Joe Chialo, den ich sehr schätze, musste die Antisemitismusklausel wegen rechtlicher Bedenken zurückziehen“, sagte die Grünenpolitikerin. Der so notwendige Kampf gegen Antisemitismus dürfe nicht dazu führen, „dass der Staat in eine Rolle kommt zu sagen, welche Kunst und Kultur sein darf und welche nicht“.

Foto: Claudia Roth (Archiv) [dts]

 

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