Christoph Heusgen, der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, beobachtet ein Zunehmen der Kriegsangst in Deutschland. Er rät zu mehr Selbstbewusstsein, denn der russische Präsident Wladimir Putin entdeckte diese Zeichen der Angst und mache sich die Schwäche für seine Zwecke zunutze.
„Putin kann Schwäche riechen. Er nutzt Schwäche für seine Propaganda“, sagte Heusgen der Mediengruppe Bayern. „Ganz viel von dem, was bei uns in Deutschland an Propaganda gegen Flüchtlinge, aber auch gegen Ukrainer, stattfindet, kommt aus Russland. Regelmäßig kommen Drohungen von Putin. So versucht er, die Unterstützung für die Ukraine zu unterminieren – siehe die Taurus-Debatte“, erklärte der Sicherheitsexperte.
„Putin hält sein Land nur zusammen, indem er wirklich wie ein Diktator agiert“, sagte Heusgen mit Verweis auf die vielen Festnahmen, den Umgang mit den Gegenkandidaten bei der Präsidentenwahl sowie den ins Exil gedrängten oder getöteten Oppositionspolitikern. „Wir sehen, wie selbst das Ablegen von Blumen für Alexej Nawalny verfolgt wird. Wir sehen also einen Staat, der Angst vor seiner eigenen Bevölkerung hat. Wir müssen – wie damals im Kalten Krieg – dagegenhalten. Wir müssen selbstbewusst sein und selbstbewusst auftreten.“
Drohungen aus Russland gegen westliche Standorte mit Rüstungsindustrie hält Heusgen nicht für gefährlich: „Gerade die Tatsache, dass wir eine Rüstungsindustrie haben, gibt uns Sicherheit. Sie wird nun ausgebaut. Das ist unsere Lebensversicherung. Das Einzige, was Putin respektiert, ist Stärke.“
Foto: Christoph Heusgen (Archiv) [dts]