Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sieht den Streit mit der Deutschen Bahn auch nach dem Tarifabschluss nicht für beendet an. „Die Auseinandersetzung mit der DB AG ist noch lange nicht zu Ende“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Dienstag in Berlin.
Hintergrund sei, dass die Bahn das Tarifergebnis in nur 18 Betrieben anwenden werde. Das bedeute für Zehntausende Eisenbahner, dass sie die „erkämpften Tarifverbesserungen“ nicht erhalten sollen. „Das ist die Wirkung eines Tarifeinheitsgesetzes“, sagte Weselsky. Es handele sich um die „tendenziöse Anwendung“ des einzigen Arbeitgebers im Eisenbahnsystem in Deutschland, der das TEG gegen seine eigenen Mitarbeiter anwende.
Der Bahn warf er nach der Einigung vor, „Misserfolg als Erfolg zu verkaufen“. Denn etwa die Wahlmöglichkeit, mehr Wochenarbeitszeit zu leisten, sei keine „Innovation“, sondern diese habe es bereits zuvor gegeben. Die GDL habe dagegen „keinen Misserfolg, sondern Erfolg fast auf der ganzen Linie“, so der Gewerkschaftschef. Lediglich darüber, dass man noch keinen Tarifvertrag für die Infrastrukturmitarbeiter abschließen konnte, zeigte sich Weselsky enttäuscht.
Details zu dem Abschluss hatte zuvor bereits die Bahn genannt. So einigten sich beide Seiten auf den Ausbau eines „Arbeitszeitkorridors“ bis 2029. Dieses „Optionsmodell“ zur Wochenarbeitszeit soll am Ende von 35 bis 40 Stunden gehen, wobei jeder, der sich für mehr Arbeit entscheidet, pro Stunde 2,7 Prozent mehr Lohn erhalten soll. Zusätzlich sieht die Einigung auch eine Gehaltserhöhung in zwei Schritten um insgesamt 420 Euro vor. Die Laufzeit des Tarifabschlusses beträgt 26 Monate, rückwirkend vom 1. November 2023 bis 31. Dezember 2025.
Foto: Claus Weselsky (Archiv) [dts]