Die Erzeugerpreise für Dienstleistungen in Deutschland sind im Jahresdurchschnitt 2023 um 2,2 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 gesunken. Das war der erste Rückgang dieser Preise im Jahresdurchschnitt seit 2016 (-0,5 Prozent gegenüber 2015), teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit.
Ursache für die Entwicklung waren ausschließlich stark gesunkene Preise in der See- und Luftfahrt. Im vierten Quartal 2023 fielen die Erzeugerpreise für Dienstleistungen gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,1 Prozent. Gegenüber dem dritten Quartal 2023 stiegen die Preise dagegen leicht um 0,4 Prozent.
Der Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei war mit -11,4 Prozent gegenüber 2022 der einzige im Dienstleistungsbereich mit sinkenden Preisen, nachdem diese in den beiden Vorjahren aufgrund der Coronakrise und Lieferkettenproblemen noch stark gestiegen waren (2022 zu 2021: +9,6 Prozent; 2021 zu 2020: +19,5 Prozent).
Insbesondere in der Personen- und Güterbeförderung in der See- und Küstenschifffahrt führten die fehlende Nachfrage nach Ladekapazitäten und niedrigere Treibstoffkosten gegenüber 2022 zu einem Preisrückgang um 51,5 Prozent (2022 zu 2021: +8,0 Prozent; 2021 zu 2020: +111,1 Prozent). Mit -41,1 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2022 fielen die Preise auch im vierten Quartal 2023 deutlich gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Im Vergleich zum dritten Quartal 2023 stiegen die Preise dagegen leicht um 0,2 Prozent. Die seit Dezember 2023 andauernden Angriffe der Huthi-Rebellen auf Frachtschiffe im Roten Meer wirkten sich damit im vierten Quartal 2023 nicht spürbar auf die Gesamtentwicklung der Preise in der See- und Küstenschifffahrt aus.
In der Luftfahrt sanken die Preise mit -8,6 Prozent gegenüber 2022 ebenfalls, wenn auch nicht so stark wie in der Schifffahrt (2022 zu 2021: +11,1 Prozent). Sinkende Frachtraten und günstigerer Treibstoff waren auch hier die Ursachen. Auch gegenüber dem vierten Quartal 2022 gab es im vierten Quartal 2023 mit -9,4 Prozent einen deutlichen Rückgang, wohingegen die Preise gegenüber dem dritten Quartal 2023 mit +0,2 Prozent leicht stiegen.
Im Speditionsgewerbe fielen die Preise gegenüber 2022 um 6,4 Prozent (2022 zu 2021: +12,1 Prozent). Diese Entwicklung beruhte ausschließlich auf den sinkenden Preisen für die See- und Luftfrachtspeditionen infolge der beschriebenen Effekte. Gegenüber dem vierten Quartal 2022 fielen die Preise um 6,1 Prozent, gegenüber dem dritten Quartal 2023 gab es einen leichten Anstieg um 0,1 Prozent.
Demgegenüber stiegen die Preise für die Güterbeförderung im Eisenbahnverkehr mit +17,5 Prozent gegenüber 2022 stark an (2022 zu 2021: +2,8 Prozent). Gegenüber dem vierten Quartal 2022 war der Preisanstieg im vierten Quartal 2023 mit +13,4 Prozent ebenfalls sehr deutlich. Ursachen hierfür waren gestiegene Trassenkosten zu Jahresbeginn sowie höhere Stromkosten. Für die Güterbeförderung im Straßenverkehr stiegen die Preise mit +5,6 Prozent gegenüber 2022 ebenfalls, jedoch nicht mehr so stark wie im Vorjahr (2022 zu 2021: +13,4 Prozent). Trotz vergleichsweise niedrigeren Treibstoffkosten wirkten hier Personalknappheit und sonstige Energiekosten insgesamt preissteigernd.
Im Wirtschaftsabschnitt Information und Kommunikation gab es mit +2,2 Prozent einen moderaten Preisanstieg gegenüber 2022 (2022 zu 2021: +1,6 Prozent), so das Bundesamt weiter. Am stärksten stiegen die Preise gegenüber 2022 in den Bereichen Verlegen von Software mit +3,7 Prozent (2022 zu 2021: +1,9 Prozent) sowie für Datenverarbeitungs- und Hostingdienstleistungen mit +3,6 Prozent (2022 zu 2021: -0,2 Prozent). Auch Dienstleistungen der Informationstechnologie verteuerten sich gegenüber 2022 mit +2,4 Prozent stärker als im Vorjahr (2022 zu 2021: +0,9 Prozent). Insbesondere höhere Personalkosten durch Anpassung an die hohe Inflation des Jahres 2022 sowie Personalknappheit durch Fachkräftemangel in der IT-Branche waren hierfür neben steigenden Energiekosten die Hauptursachen.
Im Wirtschaftsabschnitt freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen stiegen die Preise mit +4,2 Prozent deutlich gegenüber 2022. Damit war der Preisanstieg stärker als in den Vorjahren (2022 zu 2021: +3,7 Prozent; 2021 zu 2020: +2,5 Prozent). Den stärksten Anstieg gab es im Wirtschaftszweig der Architektur- und Ingenieurdienstleistungen mit +5,3 Prozent (2022 zu 2021: +5,9 Prozent). Wie auch im Vorjahr stiegen vor allem die Preise für baubezogene Architektur- und Ingenieurdienstleistungen.
Trotz schwacher Nachfrage im Baubereich blieben die Preise für Baumaterialien auf hohem Niveau, was wiederum mittelbar auf die Honorare für die baubezogenen Dienstleistungen gewirkt hat. Zudem gab es als Reaktion auf gestiegene Allgemein- und Personalkosten Preisanpassungen in den Unternehmen. Mit +4,1 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2022 schwächte sich die Entwicklung zuletzt etwas ab.
Im Wirtschaftsabschnitt Verwaltungs- und Unterstützungsleistungen gab es gegenüber 2022 einen Preisanstieg von 7,0 Prozent (2022 zu 2021: +4,1 Prozent), teilten die Statistiker weiter mit. Besonders stark stiegen die Preise für die Reinigung von Gebäuden, Straßen, Verkehrsmitteln mit 8,2 Prozent gegenüber 2022 (2022 zu 2021: +4,7 Prozent) sowie für private Wach- und Sicherheitsdienste mit +7,7 Prozent (2022 zu 2021: +2,8 Prozent).
Neben tariflich bedingten Lohnsteigerungen zu Jahresbeginn wirkte sich in diesen Bereichen auch die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Oktober 2022 auf die Löhne und damit die Preise aus. Mit +6,6 Prozent stiegen auch die Preise für die Arbeitnehmerüberlassung relativ stark an (2022 zu 2021: +4,1 Prozent), was ebenfalls auf gestiegene Löhne und die hohe Nachfrage nach Fachkräften zurückzuführen ist.
Foto: Nord-Ostsee-Kanal (Archiv) [dts]