Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sieht angesichts der anhaltenden Bauernproteste in Europa die Möglichkeit für umfangreiche Reformen in der EU-Agrarpolitik. Es habe sich „ein Zeitfenster geöffnet“, sagte er am Montag vor einem Treffen mit seinen EU-Amtskollegen in Brüssel. Denn überall, wo Bauern protestieren, gebe es „sehr viel Zustimmung, sehr viel Sympathie“.
Dieses Zeitfenster müsse man „für lange fällige Reformen, die schon seit Ewigkeiten anstehen“, nutzen, so Özdemir. Dabei dürfe man aber nicht in alte Muster zurückfallen und die Themen Biodiversität, Klimaschutz oder Ertragssicherung „gegeneinander ausspielen“. Nötig sei insgesamt ein „Umbau“ der Landwirtschaft. „Die Chance ist jetzt da“, so der Grünen-Politiker.
Bei dem Treffen in Brüssel soll es laut Tagesordnung um „rasche und strukturelle Antworten auf die derzeitige Krise im Agrarsektor“ gehen. Konkret geht es um geplante Reformen für die Landwirtschaft, wobei Vorschläge der EU-Kommission im Fokus stehen, mit denen eine Vereinfachung der Regeln im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU erreicht werden soll.
Begleitet wurde das EU-Agrarministertreffen am Montag erneut von massiven Bauernprotesten. In Brüssel errichteten Landwirte unter anderem Straßenblockaden. Sie fordern weniger scharfe Umweltauflagen, einen Bürokratieabbau sowie eine Stärkung der Position der europäischen Bauern im internationalen Wettbewerb.
Foto: Bauer mit Traktor (Archiv) [dts]